Katholische Kirche Kardinal Marx bietet Papst seinen Rücktritt an

Kardinal Reinhard Marx
Foto: Tobias Hase / picture alliance / dpaDer Erzbischof von München und Freising, Kardinal Reinhard Marx, hat Papst Franziskus seinen Rücktritt angeboten. Er habe den Papst in einem Brief vom 21. Mai gebeten, »seinen Verzicht auf das Amt des Erzbischofs von München und Freising anzunehmen und über seine weitere Verwendung zu entscheiden«, heißt es in einem Schreiben auf der Website der Erzdiözese.
»Im Kern geht es für mich darum, Mitverantwortung zu tragen für die Katastrophe des sexuellen Missbrauchs durch Amtsträger der Kirche in den vergangenen Jahrzehnten«, wird Marx zitiert. Die Untersuchungen und Gutachten der zurückliegenden zehn Jahre zeigten für ihn durchgängig, dass es »viel persönliches Versagen und administrative Fehler« gegeben habe, aber »eben auch institutionelles oder systemisches Versagen«.
Die katholische Kirche sei an einem »toten Punkt« angekommen. Mit seinem Amtsverzicht könne vielleicht ein persönliches Zeichen gesetzt werden für neue Anfänge, für einen neuen Aufbruch der Kirche: »Ich will zeigen, dass nicht das Amt im Vordergrund steht, sondern der Auftrag des Evangeliums.«
Marx ist einer der bekanntesten Bischöfe Deutschlands und war bis 2020 Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) – auf eine zweite Amtszeit in dieser Position hatte er im vergangenen Jahr verzichtet. In der Reformdebatte der katholischen Kirche in Deutschland, dem »Synodalen Weg«, hatte er sich als reformfreudig hervorgetan. Im April sollte er mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet werden, nach Kritik von Missbrauchsopfern verzichtete er jedoch darauf.
Seine Bitte um Annahme des Amtsverzichts sei eine ganz persönliche Entscheidung. »Ich möchte damit deutlich machen: Ich bin bereit, persönlich Verantwortung zu tragen, nicht nur für eigene Fehler, sondern für die Institution Kirche, die ich seit Jahrzehnten mitgestalte und mitpräge.« Bis zu einer Entscheidung über den Rücktrittswunsch soll er seinen bischöflichen Dienst weiter ausüben.
Laut der Mitteilung dachte Marx in den vergangenen Monaten immer wieder über einen Amtsverzicht nach. »Ereignisse und Diskussionen der letzten Wochen spielen dabei nur eine untergeordnete Rolle.«
Die katholische Kirche in Deutschland befindet sich in einer tiefen Krise. Große Unruhe gab es zuletzt vor allem im Erzbistum Köln, wo Kardinal Woelki wegen der Aufarbeitung kirchlichen Missbrauchs in der Kritik steht.
Für diesen Sommer wird auch im Erzbistum München und Freising ein Gutachten über Fälle von sexuellem Missbrauch erwartet, das vor allem herausarbeiten soll, wie sexueller Missbrauch von Priestern im Bistum möglich wurde und ob hochrangige Geistliche Täter schützten.