Münchner Erzbischof Kardinal Marx kritisiert "Hofstaat-Gehabe" im Vatikan

Kardinal Reinhard Marx in seinem Büro in München: "Kein Monarch"
Foto: Peter Kneffel/ dpaMünchen - Der Münchner Kardinal Reinhard Marx hat die Verhältnisse in der römischen Kirchenzentrale kritisiert. Er teile ein bisschen die Meinung, dass der Vatikan sich zu sehr wie ein Hofstaat verhalte, sagte der Erzbischof im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa. "Der Nachfolger Petri kann kein Monarch sein. Das widerspräche aus meiner Sicht dem Petrusamt."
Zu prüfen sei auch, ob künftig mehr vor Ort statt in Rom entschieden werden könne, so Marx. "Ich möchte sehr unterstreichen, dass wir die Zentrale in Rom brauchen. Aber sie darf sich nicht überheben."
Vom neuen Papst Franziskus erwartet Marx eine Kurienreform: "Es war ein Grundgefühl bei den Kardinälen, dass sich etwas ändern muss, dass man Zuständigkeiten neu überlegen muss, dass man die Skandale der Vergangenheit aufarbeiten muss. Darum wird sich der Papst sicher kümmern, damit auch Verantwortung wahrgenommen wird für das, was nicht richtig gelaufen ist."
Bei der medialen Inszenierung kirchlicher Ereignisse wie der Papstwahl bestehe die Gefahr, dass Äußerlichkeiten eine zu große Rolle spielten, warnte der 59-Jährige. "Elemente wie Schweizer Garde und Briefmarken sind ganz nett, aber das Zentrum ist, dass von Christus gesprochen wird. Es darf nicht die Nebensache zur Hauptsache werden. Darauf muss man achten."