Deutscher Rekord 218.000 Katholiken treten aus der Kirche aus

Noch nie sind in Deutschland so viele Gläubige aus der katholischen Kirche ausgetreten wie im vergangenen Jahr. Ein Grund ist die Verwirrung um die Kirchensteuer.
Papst Franziskus: "Sein Geist muss in Deutschland spürbarer sein"

Papst Franziskus: "Sein Geist muss in Deutschland spürbarer sein"

Foto: Fabio Frustaci/ dpa

Die Zahl der Austritte aus der katholischen Kirche in Deutschland ist auf einen Rekordwert gestiegen: Im vergangenen Jahr traten 217.716 Menschen aus. Damit wurde das bisherige Rekordniveau von 2010 deutlich übertroffen - damals waren vor allem wegen des Missbrauchsskandals 181.193 Menschen aus der Kirche ausgetreten.

Die Katholiken machen in Deutschland jetzt noch 29,5 Prozent der Bevölkerung aus, das sind knapp 24 Millionen Menschen. Zum Vergleich: Die evangelische Kirche in Deutschland hat rund 22,5 Millionen Mitglieder, auch dort sinken die Zahlen stetig.

Neu eingetreten in die katholische Kirche sind hingegen nur 2809 Menschen im Alter von über 14 Jahren. Alle Zahlen und Fakten zum Nachlesen finden Sie in dieser offiziellen Statistik .

In ersten Reaktionen führten Kirchenvertreter die gestiegene Zahl der Austritte unter anderem auf die Verwirrung um den Kirchensteuereinzug auf Kapitalvermögen zurück. "Viele Menschen haben hier fälschlicherweise geglaubt, es handele sich um eine Steuer", sagte der Bischof von Münster, Felix Genn. Seit Anfang 2015 leiten Banken und Sparkassen die Kirchensteuer auf Kapitalerträge oberhalb des Sparerfreibetrags automatisch an die Finanzämter weiter.

Der Generalvikar des Erzbistums Köln, Dominik Meiering, sagte: "Der Kirchenaustritt ist nur der letzte Schritt auf einem langen Weg, auf dem einem Menschen die Kirche immer fremder wird. Wer in der Kirche keine Heimat mehr hat, dem fällt es leichter, bei einem akuten Anlass förmlich den Austritt zu erklären."

Der Sprecher der katholischen Laienorganisation "Wir sind Kirche" vermutet noch eine andere Ursache: "Der Geist von Franziskus ist noch nicht so in Deutschland spürbar, wie es sein müsste", sagte Christian Weisner. "Diese Kontrollwut, wie wir sie auch von Papst Benedikt erlebt haben - das muss vorbei sein."

aar/dpa
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