Katholische Kirche Bischöfe verschweigen Millionenvermögen

Deutsche Bischöfe: Kirchensteuer in graue Kasse verschoben
Foto: Maurizio Gambarini/ picture-alliance/ dpaHamburg - Deutschlands katholische Bistümer verfügen nach Recherchen des SPIEGEL über deutlich höhere Vermögen als bislang bekannt. Trotz der Transparenzoffensive in der vergangenen Woche verschweigen Bischöfe mehrstellige Millionenbeträge, etwa in gesonderten Vermögenshaushalten oder in Vermögenshaushalten von Domkapiteln.
Im Bistum Limburg sind demnach seit 1948 Kirchensteuereinnahmen von geschätzt 300 Millionen Euro in eine graue Kasse verschoben worden. Sie wurden nicht im Bischöflichen Stuhl verbucht, sondern in einem kaum bekannten Vermögenshaushalt des Bistums.
In Hamburg beziffert ein Kirchensprecher die "Rücklagen der Körperschaft Erzdiözese Hamburg" auf Anfrage des SPIEGEL auf rund "156 Millionen Euro". In der vorigen Woche hatte die Diözese das Vermögen ihres Erzbischöflichen Stuhls mit 35 Millionen Euro angegeben.
Auch das Bistum Münster verschwieg stattliche Werte, als es vorige Woche das Geldvermögen seines Bischöflichen Stuhls mit nur 2,37 Millionen Euro bezifferte. Nicht mit eingerechnet wurde dabei der Wert von 38 Immobilien mit einer Gesamtnutzfläche von 17.322 Quadratmetern sowie Wald- und Landgebieten mit insgesamt 3,1 Millionen Quadratmetern. Ein Sprecher des Bistums sagte dazu, man kenne diese Werte nicht. Das liege am Buchhaltungssystem, welches das Bistum benutze.
In den besonders wohlhabenden Erzbistümern Köln sowie München und Freising sind nicht einmal die eigenen Finanzmanager über die Größe ihres Vermögens informiert. "Ich kann Ihnen keine Zahl über das Vermögen nennen, da ich selber nicht weiß, wie hoch es liegt", sagt der Kölner Dompropst Norbert Feldhoff über den bisher nur Insidern bekannten Haushalt des Domkapitels, der offenbar beträchtliche Finanzwerte und Immobilien umfasst. "Schätzungen wären aberwitzig", so Feldhoff.
Vorige Woche hatte das Erzbistum das Vermögen des Erzbischöflichen Stuhls mit 166,2 Millionen Euro beziffert. Das Erzbistum München und Freising erklärte, es müsse sein kameralistisches Zahlenwerk zunächst auf eine moderne Buchführung umstellen. Gegenüber dem SPIEGEL erklärte das Ordinariat: "Dieser Prozess wird voraussichtlich drei bis vier Jahre in Anspruch nehmen. Erst danach wird ein sachgerechter Überblick über das Vermögen der Erzdiözese möglich sein."