Trauernde mit Porträt von Kardinal Meisner
Foto: Rolf Vennenbernd/ dpaIn einer feierlichen Zeremonie ist Kardinal Joachim Meisner im Kölner Dom beigesetzt worden. Der ehemalige Erzbischof des größten deutschen Bistums war am 5. Juli im Alter von 83 Jahren gestorben. Er galt während seiner 25-jährigen Amtszeit als wortgewaltiger Vertreter des konservativen Flügels innerhalb der katholischen Kirche in Deutschland. (Lesen Sie hier einen Nachruf auf Kardinal Meisner).
Der Primas von Ungarn, Erzbischof Peter Erdö, würdigte in seiner Predigt Meisners Verdienste für die Kirchen Ost- und Mitteleuropas. Als Bischof von Berlin habe Meisner in den Achtzigerjahren "einen kaum zu überschätzenden Beitrag zur deutschen Wiedervereinigung geleistet", sagte Erdö.
Überraschend verlas Erzbischof Georg Gänswein ein Grußwort des früheren Papstes Benedikt XVI., das die Gläubigen im Dom mit spontanem Applaus aufnahmen. Benedikt erinnerte an Meisners "Liebe zu den Kirchen in den Nachbarländern im Osten, die unter der kommunistischen Verfolgung gelitten hatten".
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Es sei Meisner 2014 schwer gefallen, aus seinem Amt als Erzbischof von Köln zu scheiden. "Umso mehr hat es mich bewegt, dass er in dieser letzten Periode seines Lebens loszulassen gelernt hat." Benedikt und Meisner waren sich über Jahrzehnte verbunden.
Am Ende der Trauerfeier wurde der Sarg in die Gruft der Kölner Erzbischöfe hinabgelassen. Das Grab gegenüber der letzten Ruhestätte von Kardinal Joseph Frings (1887-1978) hatte sich Meisner selbst ausgesucht.
Vor der Totenmesse war der Sarg in einer Prozession von der Basilika St. Gereon zum Dom geleitet worden. In dem Trauerzug liefen Priester, Bischöfe, Mitglieder des Domkapitels, Mitarbeiter der Dombauhütte und Angehörige mit. Die Trauerfeier im Dom zelebrierte Meisners Nachfolger als Kölner Erzbischof, Rainer Maria Woelki.
Zu den Gästen zählten zahlreiche Erzbischöfe, darunter der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Reinhard Marx, und der kürzlich entlassene Präfekt der römischen Glaubenskongregation, Gerhard Ludwig Müller. An der Trauerfeier nahm auch der neue nordrhein-westfälische Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) teil.
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Kardinal Joachim Meisner ist während seines Urlaubs in Bad Füssing gestorben. Er wurde 83 Jahre alt.
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Papst Johannes Paul II ernannte Meisner 1983 zum Kardinal. 2014 ging Meisner in den Ruhestand.
Ein Vierteljahrhundert stand Meisner an der Spitze des Erzbistums Köln. 2014 wurde der Erzbischof von Papst Franziskus in den Ruhestand geschickt - auf eigenen Wunsch.
Meisner prägte das Erzbistum Köln, das größte deutsche Bistum, mit seinen konservativen Ansichten. Immer wieder hatte Meisner gesagt, er habe nie nach Köln gewollt. Beim Weltjugendtag 2005 bezeichnete er die Stadt als eine "katholische Welthauptstadt".
Meisner wurde am 25. Dezember 1933 in Breslau geboren und stammte aus einer einfachen, frommen Familie. Am Düsseldorfer Flughafen empfing er 1995 den Patriarchen von Moskau, Alexij II., zu einem Gespräch.
Meisner galt als Vertreter des konservativen Flügels der katholischen Kirche in Deutschland, der sich selbst als "Wachhund Gottes" bezeichnete.
Der konservative Geistliche pflegte ein enges Verhältnis zum früheren Papst Benedikt XVI. Dem Reformkurs von Papst Franziskus stand er skeptisch gegenüber.
Während seiner Amtszeit hatte Meisner immer wieder für Aufsehen gesorgt. Wiederholt forderte er die CDU auf, das "C" aus ihrem Namen zu streichen - etwa, als diese sich in der Abtreibungsfrage gegen die Haltung der katholischen Kirche stellte. 2005 verglich der Geistliche Abtreibungen mit dem Holocaust.
Beim traditionellen Rosenmontagsumzug in Düsseldorf 2005 wurde Meisners Haltung gegenüber Abtreibungen auf einem Karnevalswagen thematisiert. Auf dem Wagen sind der Kardinal und eine Frau mit der Aufschrift "Ich habe abgetrieben" zu sehen.
2014 sorgte Meisner mit einer anderen Bemerkung für einen Eklat. "Eine Familie von euch ersetzt mir drei muslimische Familien", sagte er zu katholischen Gläubigen. Später entschuldigte er sich dafür.
Kardinal Joachim Meisner bei einem Gottesdienst mit dem Mainzer Kardinal Karl Lehmann (r.). Auch nach seinem Eintritt in den Ruhestand blieb Meisner der Stadt Köln treu. Er lebte zurückgezogen in der Innenstadt.