Zahl der Kleinen Waffenscheine Immer mehr Deutsche bewaffnen sich

Die Zahl der Bürger in Deutschland mit Kleinem Waffenschein für Schreckschusspistolen, Reizstoff- und Signalwaffen ist erneut stark gestiegen - auf knapp 611.000.
Kleiner Waffenschein (Archiv)

Kleiner Waffenschein (Archiv)

Foto: Oliver Killig/ dpa

Das Interesse der Deutschen, sich zu bewaffnen, wächst weiter. Zum Stichtag 31. Dezember 2018 seien im Nationalen Waffenregister mehr als 610.937 Inhaber des sogenannten kleinen Waffenscheins gemeldet gewesen, teilte das Bundesinnenministerium mit. Das waren fast zehn Prozent mehr als ein Jahr zuvor.

Zum 31. Dezember 2017 waren es 557.560 gewesen - und schon damals wie in den Vorjahren war die Zahl der Kleinen Waffenscheine deutlich angestiegen. Ende 2015 waren es gerade einmal knapp 286.000.

Wer einen solchen Waffenschein besitzt, darf Schreckschuss-, Reizstoff- und Signalwaffen verdeckt führen. Um ihn zu bekommen, muss man volljährig sein sowie persönlich geeignet und zuverlässig erscheinen. Pfefferspray kann man auch ohne kleinen Waffenschein mit sich führen, wenn es als Tierabwehrspray gekennzeichnet ist und ein amtliches Prüfzeichen trägt.

"Trügerische Sicherheit"

Der Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei, Oliver Malchow, warnte vor Problemen wegen der steigenden Zahl von Schreckschusswaffen. "Solche Waffen suggerieren eine trügerische Sicherheit oder auch höhere Verteidigungsbereitschaft", sagte er der "Neuen Osnabrücker Zeitung ". "Genau das kann eine Lage eskalieren lassen und den Nutzer möglicherweise selbst zum Straftäter machen."

Die Linke verwies darauf, dass der Trend zur zunehmenden Bewaffnung umgekehrt proportional zur rückläufigen Entwicklung schwerer Gewalttaten verlaufe. Die Innenexpertin der Partei, Ulla Jelpke, sagte der Zeitung, hier zeige sich "die Folge der Panikmache durch Law-and-Order-Politiker wie Innenminister Horst Seehofer und rechte Hetzer wie die AfD".

Im Besitz von Privatleuten befinden sich laut Ministerium zuletzt auch mehr der schwieriger erhältlichen Schusswaffen: 2018 waren es demnach knapp 5,4 Millionen Waffen und Waffenteile - 27.000 mehr als im Jahr davor. Die meisten davon sind Langwaffen, also etwa Jagdgewehre oder Flinten. Als Grund für die zunehmende Bewaffnung gilt auch eine Verunsicherung vieler Bürger etwa durch Terroranschläge.

apr/dpa/AFP
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