Bundesweite Aktionen Klimaaktivisten protestieren gegen Ausbau von Autobahnen

Luisa Neubauer in Berlin, ein riesiges Stoppschild auf dem Hamburger Jungfernstieg: In mehreren deutschen Großstädten hat es Protestaktionen von Klimaaktivisten gegeben – gegen den weiteren Ausbau von Autobahnen.
Luisa Neubauer: »Das Konzept für die A100 in Berlin kommt aus den 1950er-Jahren«

Luisa Neubauer: »Das Konzept für die A100 in Berlin kommt aus den 1950er-Jahren«

Foto: Carsten Koall / dpa

Aktivisten der Klimabewegung Fridays for Future haben gegen den Ausbau der Stadtautobahn A100 in Berlin protestiert. »Das Konzept für die A100 in Berlin kommt aus den 1950er-Jahren. Es gab eine Zeit, in der man blindes Asphaltieren als moderne Verkehrspolitik verkaufen konnte. Diese Zeit ist vorbei, glücklicherweise«, teilte Klimaaktivistin Luisa Neubauer bei einer Kundgebung auf der Hatun-Sürücü-Brücke am Freitag mit.

Bei der Kundgebung in Sichtweite der Baustelle der sich im Ausbau befindenden Stadtautobahn protestierten nach Einschätzung eines dpa-Reporters rund 40 Aktivisten und Aktivistinnen. Auf Plakaten waren Aussagen wie »Berlin will Klima« und »Politik für heute statt Stau von gestern« zu lesen.

Protest in Berlin

Protest in Berlin

Foto: Carsten Koall / dpa

Der Ausbau der Stadtautobahn A100 ist umstritten. Das Bundesverkehrsministerium will die Autobahn bis nach Berlin-Lichtenberg ausbauen, Umweltverbände sprechen sich dagegen aus.

Auch in anderen Städten in Deutschland wurden am Freitag Kundgebungen der Klimabewegung gegen die Verkehrspolitik der Bundesregierung angekündigt – etwa in Stuttgart, München und Köln. Vor dem Bundesverkehrsministerium in Bonn gab es ebenfalls eine Protestaktion gegen den Ausbau von Autobahnen. Nach Polizeiangaben nahmen rund 50 Menschen teil. Sie hielten Rote Karten in die Höhe, auf denen die Forderung »Keine neuen Autobahnen« zu lesen war.

Demonstranten vor dem Bundesverkehrsministerium in Bonn

Demonstranten vor dem Bundesverkehrsministerium in Bonn

Foto: IMAGO/Ying Tang / IMAGO/NurPhoto

Auf den Hamburger Jungfernstieg malten Anhänger von Fridays for Future ein riesiges Stoppschild, um gegen den weiteren Ausbau von Autobahnen zu demonstrieren. Die Umweltbewegung in Hamburg erklärte, sie werde die leicht abwaschbare Farbe nach einem Tag selbst entfernen. Zudem gab es eine Aktion der »Letzten Generation« – Aktivisten klebten auf der Straße an der Kennedybrücke, um mehr Ehrgeiz beim Klimaschutz zu fordern. Laut Polizei kam es zu massivem Rückstau.

Jungfernstieg in Hamburg: Riesiges Stoppschild

Jungfernstieg in Hamburg: Riesiges Stoppschild

Foto: Christian Charisius / dpa

In Stuttgart und Freiburg sollen etwa jeweils rund 100 Menschen demonstriert haben. »In der Politik wird diskutiert, dass Autobahnen schneller gebaut werden sollen – das ist realitätsfern«, sagte eine Sprecherin von Fridays for Future in Stuttgart. Von solch einem Ausbau profitierten die wenigsten in Deutschland, es gebe allein 13 Millionen Erwachsene und noch mal so viele Kinder, die keinen Führerschein hätten. Dazu lebten viele Menschen in Armut.

»Natürlich bedeutet Autofahren für Wissing Freiheit«, kritisierte die Sprecherin den Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP). »Aber für viele andere ist Freiheit etwas ganz anderes.« Gerade Menschen, die es in der Gesellschaft nicht so leicht hätten, kämen dabei zu kurz. Auch sei die Aussage, mehr Straßen würden nicht mehr Verkehr produzieren, widerlegt. »Wieder einmal wurden Fakten und Wissenschaft ignoriert, weil gerne in die Kassen von fossiler Energie gezahlt wird«, hieß es beim Stuttgarter Ableger von Fridays for Future.

Wiesbaden: Symbolische Beerdigung

Wiesbaden: Symbolische Beerdigung

Foto: Sebastian Gollnow / dpa

Mit dunkler Kleidung und einem Trauermarsch hielten Aktivisten in Wiesbaden eine symbolische Beerdigung ab. Sie sollte an die Abbaggerung des Ortes Lützerath und die Rodung des Fechenheimer Waldes  erinnern. Die politische Kunstaktion mit rund 80 Teilnehmern sei friedlich verlaufen, teilte die Polizei am Nachmittag mit.

Mit einem Sarg aus Pappe marschierten die Demonstranten vom Wiesbadener Hauptbahnhof durch die Stadt. Vor dem Rathaus streiften sie sich die schwarze Kleidung ab und liefen bunt gekleidet wieder zurück, wie die Klimabewegung in Wiesbaden berichtete. »Mit Lützerath und dem Fechenheimer Wald geht auch ein Stück von uns verloren, aber nicht unsere Hoffnung. Unser Widerstand hat viel geleistet und muss weitergehen«, sagte eine Fridays-for-Future-Sprecherin.

In der kommenden Woche soll es weitere Aktionen geben: Zwei Tage vor der Wiederholungswahl zum Berliner Abgeordnetenhaus ruft Fridays for Future zu einem »Großstreik« am 10. Februar auf – dazu erwarten die Veranstalter zahlreiche Teilnehmer vor dem Roten Rathaus.

wit/dpa
Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Playlist
Speichern Sie Audioinhalte in Ihrer Playlist, um sie später zu hören oder offline abzuspielen. Zusätzlich können Sie Ihre Playlist über alle Geräte mit der SPIEGEL-App synchronisieren, auf denen Sie mit Ihrem Konto angemeldet sind.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren
Mehrfachnutzung erkannt
Bitte beachten Sie: Die zeitgleiche Nutzung von SPIEGEL+-Inhalten ist auf ein Gerät beschränkt. Wir behalten uns vor, die Mehrfachnutzung zukünftig technisch zu unterbinden.
Sie möchten SPIEGEL+ auf mehreren Geräten zeitgleich nutzen? Zu unseren Angeboten