Berichterstattung zu Kölner Übergriffen ZDF räumt "klare Fehleinschätzung" ein

Das ZDF ist hart dafür kritisiert worden, erst spät über die Übergriffe in Köln berichtet zu haben. Nun hat der stellvertretende Chefredakteur eine Erklärung veröffentlicht - doch auch die sorgt in sozialen Netzwerken für Ärger.
Hauptbahnhof in Köln: "Es war ein Versäumnis"

Hauptbahnhof in Köln: "Es war ein Versäumnis"

Foto: Oliver Berg/ dpa

"Die Nachrichtenlage war klar genug. Es war ein Versäumnis, dass die 19-Uhr-heute-Sendung die Vorfälle nicht wenigstens gemeldet hat": Mit diesen Worten hat der stellvertretende ZDF-Chefredakteur Elmar Theveßen auf Kritik an dem Sender reagiert. Den Verantwortlichen war vorgeworfen worden, zu spät über die Übergriffe auf Frauen in der Silvesternacht in Köln berichtet zu haben.

Tatsächlich wurden die Vorfälle in der Montagsausgabe der "heute"-Nachrichten nicht erwähnt. Zu diesem Zeitpunkt hatten mehrere Medien das Thema bereits aufgegriffen. In der Erklärung Theveßens heißt es nun, die Redaktion habe sich entschieden, den Beitrag auf Dienstag zu verschieben, "um Zeit für ergänzende Interviews zu gewinnen". Dies sei jedoch "eine klare Fehleinschätzung" gewesen. Das Statement wurde am Dienstag über den Twitter- und den Facebook-Account der Sendung verbreitet:

Zu den sexuellen Übergriffen auf Frauen am Kölner Hauptbahnhof war es in der Nacht auf Freitag gekommen (lesen Sie hier eine Rekonstruktion der Ereignisse). Die Kölner Polizei hatte die Einsatzlage in der Silvesternacht zunächst als entspannt beschrieben. Das hat Polizeipräsident Wolfgang Albers inzwischen kritisiert: "Diese erste Auskunft war falsch", sagte er am Dienstag. Er versprach, alles zu tun, "damit sich eine solche Situation nicht wiederholt in Köln oder anderswo". Auch Bundesinnenminister Thomas de Maizière kritisierte die Arbeit der Polizei: "So kann Polizei nicht arbeiten."

Dass der Sender ZDF nun eine "Fehleinschätzung" eingesteht, wird in den sozialen Medien kontrovers diskutiert. Zwar loben zahlreiche Nutzer in den Kommentaren bei Twitter und Facebook das Statement und erklären, die Entschuldigung anzunehmen. Andere werfen den Verantwortlichen jedoch vor, sie hätten die Übergriffe vertuschen wollen. Der Sender reagierte darauf, indem er unter anderem bei Twitter darauf verwies , seit Dienstag intensiv über die Geschehnisse zu berichten.

Video: Sicherheitsvorkehrungen in Köln werden verschärft

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