Kölner Erzbischof Papst versetzt Kardinal Meisner in Ruhestand

Kölner Kardinal Joachim Meisner: Rücktritt als Erzbischof
Foto: Oliver Berg/ dpaKöln - Papst Franziskus hat den Kölner Erzbischof Joachim Kardinal Meisner in den Ruhestand versetzt. Das teilte das Erzbistum Köln am Freitag mit. Der 80-Jährige hatte selbst aus Alters- und Gesundheitsgründen ausdrücklich darum gebeten. Nach 25 Jahren an der Spitze des Bistums ist Meisner damit ab sofort nicht mehr Erzbischof von Köln. Den Kardinalstitel behält er aber.
Meisner erklärte, er sei Franziskus "dankbar, dass er mir angesichts meines Alters die Last der Verantwortung für das Erzbistum Köln abgenommen hat". So es seine Kräfte zulassen, wolle er auch künftig gerne seelsorgerisch dort für die Menschen sein, wo er gebraucht werde - "allerdings befreit von der bischöflichen Verantwortung".
Vor fünf Jahren hatte Papst Benedikt XVI. ein obligatorisches Rücktrittsgesuch Meisners abgelehnt. Das Kirchenrecht sieht vor, dass ein Bischof mit Vollendung seines 75. Lebensjahres seinen Rückzug anbietet. In den vergangenen Jahren hatte der Kölner Erzbischof immer mal wieder über Ruhestandspläne gesprochen. "Ich bin nicht pflastermüde, aber bin der Meinung, es wäre nach 25 Jahren gut, wenn ein neuer Erzbischof die Richtung angibt", sagte er etwa Ende 2012.
Kompliziertes Wahlverfahren
Das größte deutsche Bistum mit über zwei Millionen Katholiken wird nun zunächst vom dienstältesten Kölner Weihbischof Manfred Melzer geleitet. Innerhalb von acht Tagen muss das Domkapitel einen Diözesanadministrator wählen, der die Verwaltungsaufgaben vorübergehend wahrnimmt. Anschließend beginnt das Domkapitel nach einem komplizierten Verfahren mit der Wahl des neuen Erzbischofs.
Eine Kölner Kircheninitiative, die von rund 1500 Unterzeichnern unterstützt wird, fordert seit längerem Mitbestimmungsrechte der Gläubigen bei der Wahl des neuen Erzbischofs. Die Wahl eines neuen Bischofs, hieß es im Dezember in einem offenen Brief an den Papst und das Kölner Domkapitel, dürfe nicht länger "nur auf den Schultern einiger weniger" lasten, sondern müsse "von allen mitgetragen werden."
Viele Katholiken im Erzbistum wünschen sich einen weltoffenen Kirchenmann als Nachfolger Meisners. Erst vor einigen Monaten hatte eine Umfrage des Erzbistums ergeben, dass Meisners konservative Ansichten zu Ehe und Familie unter den Gläubigen überhaupt keinen Widerhall finden. Die Gläubigen sind demnach nahezu geschlossen gegenteiliger Ansicht, wenn es um Themen geht wie Scheidung, vorehelicher Sex, Verhütungsmittel oder homosexuelle Partnerschaften.
Konservativer Katholik
Meisner gilt als profiliertester Vertreter des konservativen Flügels der katholischen Kirche in Deutschland. Nach seiner festen Überzeugung darf die Kirche ihre Lehre nicht an den Zeitgeist anpassen. Einer Kirche ohne unumstößliche Prinzipien würden die Gläubigen erst recht davonlaufen, meint Meisner.
Der "Wachhund Gottes", wie er sich selbst bezeichnete, stammt aus einer ebenso einfachen wie frommen Familie aus Schlesien. Er hatte während seiner Amtszeit immer wieder Aufsehen erregt und auch Empörung ausgelöst. Meisner verglich Abtreibungen zum Beispiel mit dem Holocaust. Und Kunst ohne religiösen Bezug bezeichnete er als "entartet".
Erst Ende Januar sorgte eine Äußerung Meisners zu muslimischen Familien für großes Unverständnis. Bei einer Veranstaltung vor Mitgliedern der katholischen Bewegung Neokatechumenaler Weg erklärte er: "Ich sage immer, eine Familie von euch ersetzt mir drei muslimische Familien."
Über seine Pressestelle bemühte sich Meisner angesichts der Proteste islamischer Verbände anschließend um Schadensbegrenzung. Ähnlich wie in früheren Fällen stellte er seine Worte als unbedachte Äußerungen dar: "Meine Wortwahl", erklärte er, "war in diesem Fall vielleicht unglücklich."