Kommunion Konservative Priester lehnen Vorstoß der Bischofskonferenz ab

Kardinal Gerhard Ludwig Müller
Foto: ALBERTO PIZZOLI/ AFPGegen den Beschluss der Deutschen Bischofskonferenz, wiederverheirateten Geschiedenen im Einzelfall die Kommunion zu erlauben, regt sich Widerstand unter konservativen Priestern und Gläubigen. Vertreter des Netzwerks katholischer Priester, des deutschen Opus Dei, der Legionäre Christi und anderer strenggläubiger Gruppen sprechen von "Spaltung in den Pfarreien" und einer "Verdunkelung des Ehesakramentes".
Bei der Zulassung von "Menschen, die eine Todsünde begangen haben", gehe es nicht um "ein Gebot der Barmherzigkeit", so ein Geistlicher des deutschen Priesternetzwerks, "sondern um die Lehre der Kirche". (Diese Meldung stammt aus dem SPIEGEL. Den neuen SPIEGEL finden Sie hier.)
Ihr Protest wird in Rom von Kurienkardinal Gerhard Ludwig Müller unterstützt, der das Bischofswort als inakzeptable Säkularisierung der Ehe kritisierte. Den Bischöfen warf er "Verwirrung" vor. Sie dürften den Papst nicht interpretieren, denn das würde "eine Umkehrung der Struktur der katholischen Kirche bedeuten".
Die Deutsche Bischofskonferenz hatte mit ihrer Entscheidung, das grundsätzliche Kommunionsverbot für wiederverheiratete Geschiedene aufzuheben, auf das Papstschreiben "Amoris laetitia" mit Modernisierungsideen zu Ehe und Familie in der katholischen Kirche reagiert.
Auch der Augsburger Bischof Konrad Zdarsa hat sich inzwischen eher distanziert zu einer Öffnung der Kommunion für wiederverheiratete Geschiedene geäußert. "Ich würde mich der Äußerung des Präfekten der Glaubenskongregation, Kardinal Müller, anschließen: Bischöfe haben den Papst nicht zu interpretieren", sagte Zdarsa . Darum kann eine Weisung von Bischöfen, welcher Art sie auch ist, wie sie verstanden wird oder wie man sie verstehen will, nicht über dem sein, was der Papst in seinem Schreiben vorgegeben hat." Die Bischofskonferenz habe jetzt allen Priestern eine "immense Verantwortung" zugeschoben.
Weil für die katholische Kirche die Ehe als unauflösbar gilt, sprechen Kritiker bereits von einem faktischen Schisma, das sich durch die Weltkirche ziehe. Denn die Initiative des Papstes hat auch weltweit ein sehr unterschiedliches Echo ausgelöst. In den USA gibt es etliche Diözesen, in denen der Reformkurs gefahren wird, aber das Erzbistum Philadelphia etwa hält daran fest, alle wiederverheirateten Geschiedenen müssten nach wie vor ganz auf Sex verzichten.
Auch der ehemalige Kurienkardinal und Erzbischof von St. Louis, Raymond Leo Burke, gehört zu den entschiedenen Gegnern und hat mit weiteren Kardinälen eine formale Ermahnung von Papst Franziskus angekündigt - laut Burke ein in der Kirchengeschichte äußerst seltener Akt.