Kommunionsstreit Kardinal Müller spricht von Notbremse vor dem Abgrund

Kardinal Gerhard Ludwig Müller hat im Kommunionsstreit das Verhalten des Vatikans kritisiert. Rom habe zu zögerlich reagiert.
Kardinal Gerhard Ludwig Müller (Archivbild)

Kardinal Gerhard Ludwig Müller (Archivbild)

Foto: picture alliance/ Lena Klimkeit

Der deutsche Kardinal Gerhard Ludwig Müller hat das Machtwort des Papstes im Kommunionsstreit als zu spät kritisiert. "Hier wurde kurz vor dem Abgrund die Notbremse gezogen", sagte der frühere Chef der Glaubenskongregation. "Entgleist ist der Zug trotzdem, weil Rom zu spät und zu zögerlich reagiert hat. Jetzt kommt es darauf an, den Zug sorgfältig wieder auf die Schienen zu setzen."

Der Papst hatte am Montag den Vorstoß der deutschen Bischöfe zur Teilnahme protestantischer Ehepartner an der Kommunion gestoppt. Die dazu geplante "Handreichung" der Deutschen Bischofskonferenz unter Leitung von Kardinal Reinhard Marx sei "nicht zur Veröffentlichung reif", hatte die Glaubenskongregation in Abstimmung mit dem Papst mitgeteilt.

"Nur wenn man den katholischen Glauben kennt, wird man diese römische Entscheidung theologisch und nicht kirchenpolitisch interpretieren", sagte Müller. Die Darstellung, die Entscheidung aus Rom sei eine Niederlage für Kardinal Marx, sei falsch.

Fünf Jahre lang war Kardinal Ludwig Müller Chef der Glaubenskongregation im Vatikan. Pünktlich zum Ablauf seiner Amtszeit entließ ihn der Papst Anfang Juli 2017 aus seinen Diensten. Warum, wurde vom Vatikan nicht erklärt. Politische und theologische Differenzen zwischen Franziskus und dem konservativen Müller gelten aber als Hauptgrund (lesen Sie hier mehr zu den Hintergründen).

Kardinal Müller kritisierte etwa die Haltung des Papstes in der Frage der Kommunion für wiederverheiratete Geschiedene. Franziskus erlaubte diese in Einzelfällen, Müller stellte fest, niemand - auch nicht der Papst - könne die dogmatische Lehre von der Unauflöslichkeit der Ehe verändern.

jpz/dpa
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