Krebspatientin Sébire Staatsanwaltschaft schließt natürlichen Tod aus
Dijon - Die gerichtsmedizinische Untersuchung von Chantal Sébires Leiche habe "keine spezifische Todesursache" gezeigt, teilte Staatsanwalt Jean-Pierre Alacchi mit. Dennoch gehen die Ermittler davon aus, dass die französische Krebspatientin, die in den vergangenen Wochen um Sterbehilfe gebeten hatte, keines natürlichen Todes gestorben ist. Die 52-Jährige sei nicht ihrer Krankheit erlegen. Das Ergebnis der toxikologischen Untersuchung stehe noch aus.
Die Staatsanwaltschaft hatte die Autopsie am Vortag veranlasst, um zu klären, ob der Kranken jemand beim Sterben half. Sébire war am Mittwoch tot aufgefunden worden, zwei Tage, nachdem die Justiz ihr Sterbehilfegesuch abgelehnt hatte.
Sébires Gesundheitszustand "hat nicht unmittelbar zu ihrem Tod geführt", sagte Staatsanwalt Alacchi bei einer Pressekonferenz in Dijon. Derzeit würden die Stoffe, die sich im Körper der Toten befunden hätten, im Labor untersucht. Sébire hatte eine Selbsttötung entschieden abgelehnt und öffentlich darum gekämpft, dass ein Arzt ihr zu einem "würdigen Tod" verhelfen möge. "Ich bin es, die leidet, also will auch ich entscheiden", argumentierte die dreifache Mutter. Wenn die Justiz ihr Gesuch ablehne, werde sie sich zum Sterben in die Schweiz bringen lassen, hatte Sébire angekündigt. Am Montag hatte ein Gericht im ostfranzösischen Dijon entschieden, dass Sébire keine Sterbehilfe bekommen darf.
Wenige Stunden, bevor am Mittwoch ihr Tod bekannt wurde, hatte Staatschef Nicolas Sarkozy ihren Arzt im Elysée-Palast empfangen, um sich über den Zustand der früheren Lehrerin zu informieren. Zugleich beauftragte die Regierung den Abgeordneten und Arzt Jean Leonetti damit, das französische Sterbehilfegesetz von 2005 zu überprüfen. Das Gesetz verbietet aktive Sterbehilfe, lässt Medizinern aber die Möglichkeit, lebenserhaltende Maßnahme bei Patienten einzustellen oder schwer kranken Patienten schmerzstillende Medikamente zu verabreichen, auch wenn der Tod dadurch möglicherweise beschleunigt wird.
Nach Angaben der Staatsanwaltschaft fand Sébires 29-jährige Tochter die Tote in ihrer Wohnung. Es sei aber unklar, ob die junge Frau zum Zeitpunkt des Todes bei ihrer Mutter gewesen sei, sagte der Staatsanwalt nach Bekanntwerden von Sébires Tod.
asc/AFP