Krise der katholischen Kirche
Deutsche Bischöfe gründen Denkfabrik
Die deutschen Bischöfe wollen der Krise der katholischen Kirche mit einer "Steuerungsgruppe" entgegentreten. Nach SPIEGEL-Informationen soll das Gremium die Debatte um Reformthemen wie Zölibat vorantreiben. Hohe Austrittszahlen haben die Oberhirten offenbar alarmiert.
Hamburg - In die Debatte um Zölibat und Erneuerung in der
kommt offenbar Bewegung. Nach SPIEGEL-Informationen sollen Reformthemen auf Ebene der Deutschen
von einer "Steuerungsgruppe" vorangetrieben werden. Das Gremium, zu dem auch mehrere Bischöfe gehören, soll in den nächsten zwei Jahren als eine Art Think-Tank mithelfen, die Kirche aus der gegenwärtigen Krise herauszuführen.
Dabei gehe es um eine komplette "Überprüfung des Verhältnisses der Kirche zum gesellschaftlichen und staatlichen Leben in Deutschland", sagte ein Vertreter der Bischofskonferenz beim Münchner
. Die Kirche müsse sich endlich insbesondere dem kulturellen Pluralismus in der Gesellschaft stellen.
Der Trierer Bischof Stephan Ackermann ergänzte, eine Diskussion über den Zölibat sei gegenwärtig auch unter den Bischöfen kein Tabuthema, man brauche jetzt eine "intensive innerkirchliche Öffentlichkeit und bessere Debattenkultur". Man müsse "in der Kirche über alles ohne Angst vor Repressionen frei reden können", die Kirche brauche nun "Glaubwürdigkeit statt Scheinheiligkeit". Auch der Münchner Erzbischof Reinhard Marx spricht sich für eine "Erneuerung der Kirche" aus.
Ackermann und Marx reagieren damit auf eine
vom Bamberger Erzbischof Ludwig Schick im SPIEGEL angestoßene Debatte über den Zölibat. Hintergrund sind die offenbar durch den Missbrauchsskandal ausgelösten hohen Austrittszahlen der vergangenen Monate. Die Bischöfe sind zusätzlich besorgt, weil viele frustrierte Katholiken zu den Protestanten überlaufen. Vor allem die evangelischen Kirchen Süddeutschlands berichten von einem deutlichen Anwachsen der Übertritte. Ähnliches melden die Evangelische Kirche im Rheinland sowie die Evangelisch-lutherische Landeskirche Hannovers.