Kurioses Syndrom
US-Bürgerin spricht nach OP mit britischem Akzent
Eine Frau aus dem US-Bundesstaat Oregon spricht seit einer schweren Zahn-Extraktion nur noch mit britischem Akzent. Die Frau ist verwirrt, ihr Umfeld auch. Leidet sie unter dem extrem seltenen "Fremdsprachen-Akzent-Syndrom"?
Salem - Im November 2009 unterzog sich Karen Butler einer Operation, bei der mehrere Zähne entfernt und durch eine Prothese ersetzt wurden. Danach war die Steuerberaterin aus Toledo im US-Bundesstaat Oregon irgendwie verändert. Nein, die Dame litt nicht an einer feuchten Aussprache auf Grund des Zahnverlustes. Sie hatte vielmehr ein veritables Problem mit ihrem Akzent.
Butler sprach nicht mehr das Englisch, das sie seit ihrer Kindheit sprach. Nein, sie klang für heimische Ohren plötzlich "irgendwie europäisch", sie sprach ihre Muttersprache mit einer Diktion, die die einen als osteuropäisch, die anderen als schwedisch oder britisch bezeichneten.
"Es ist ja nichts Schlimmes, einen ausländischen Akzent zu haben", sagt die 56-jährige, die seit 55 Jahren in Oregon lebt. "Ich fühle mich innerlich kein bisschen verändert. Ich bin dieselbe wie vorher." Dennoch fragte sie sich nach dem Ursprung des Phänomens - und stieß im Internet auf Antworten.
Die eigene Recherche legte nahe, dass sie unter dem "Fremdsprachen-Akzent-Syndrom" leidet, einer neurologischen Erkrankung, die in sehr seltenen Fällen nach einem Schlaganfall, einem Schädel-Hirn-Trauma oder aber auch heftigen Migräne-Anfällen auftritt.
Nur wenige Dutzend Fälle sind dokumentiert. Dr. Helmi Lutsep, Neurologie-Professor an der Universität von Oregon, bestätigt die Existenz dieses Syndroms. "Wir wissen nicht genau, wie oder warum es passiert, es wirkt sich auf den Sprachrhythmus aus", erklärt er. "Ich bin absolut davon überzeugt, dass es ein reales Phänomen ist. Die Leute spielen nichts vor."
Butler ist sich sicher, dass sie weder einen Schlaganfall noch ein Hirntrauma erlitten hat. Dass sie keine Gewissheit hat, liegt am amerikanischen Gesundheitssystem: Sie hat sich zwar bemüht, eine Untersuchung ihres Gehirns zu bekommen, ihre Krankenversicherung will aber die Kosten nicht übernehmen.
Ein schwacher Trost: Das Phänomen machte Butler zur Mediensensation. Erst berichteten örtliche Medien über ihren Fall, schließlich wurde sie zur "Today"-Fernsehshow nach New York geflogen - es war das erste Mal, dass sie die Metropole besuchte.