Parkplätze in Triberg Hier nur Männer!

Die Stadt Triberg im Schwarzwald hat in einem Parkhaus zwei Männerparkplätze ausgewiesen. "Das sind die einzigen im Parkhaus, in die man rückwärts einparken muss", sagt Bürgermeister Gallus Strobel.
Von Simone Utler
Parkhaus in Triberg: Frauen müssen draußen bleiben

Parkhaus in Triberg: Frauen müssen draußen bleiben

Foto: Patrick Seeger/ dpa

Hamburg - Die 5000-Einwohner-Stadt Triberg  im Schwarzwald hat ein Novum eingeführt: Männerparkplätze. Im Erdgeschoss eines Parkhaus-Neubaus wurden zwei dieser Stellflächen ausgewiesen. Ein Marssymbol - das Zeichen für Männlichkeit in Form eines Kreises mit einem Pfeil nach rechts oben - kennzeichnet die Plätze.

Ähnlich wie bei Frauenparkplätzen hat diese Kennzeichnung auch etwas mit Sicherheit zu tun, versucht Bürgermeister Gallus Strobel in der Begründung zu suggerieren: "Die Stellplätze sind sehr schwer zu befahren." Man müsse rückwärts einparken, sagt der CDU-Politiker und bedient sich dabei des gern genutzten Klischees, dass Männer einfach besser einparken können als Frauen.

Fakt ist: Die Plätze liegen so, dass Autos mit der Längsseite zur Wand stehen. Nur wer rückwärts einparkt, kann an der Fahrerseite aussteigen.

Fakt ist auch: Es geht mitnichten um Sicherheit im Parkhausverkehr. "Es geht auch um Humor und Marketing", gibt Strobel zu, der seit 2002 Bürgermeister ist.

SPIEGEL ONLINE: Herr Strobel, sind Sie ein Chauvi?

Strobel: (sekundenlanges Lachen) Ich weiß nicht, was ein Chauvi ist.

SPIEGEL ONLINE: Ein Mann, der sein eigenes Geschlecht für überlegen hält...

Strobel: Ich weiß nur, es gibt Männlein und Weiblein. Und beide sind sehr wichtig.

SPIEGEL ONLINE: Wie kommt man dann auf die Idee, Parkplätze speziell für Männer einzuführen?

Strobel: Das ist aus der Not geboren. Bei der Planung unserer neuen Parkgarage haben wir festgestellt, dass wir zwei Plätze haben, die nicht rechteckig sind, sondern schräg zur Fahrbahn, direkt an der Wand und eine Säule hintendran - so dass das Einparken etwas schwierig ist. Da wurde die Idee geboren, daraus zwei Männerparkplätze zu machen.

SPIEGEL ONLINE: Eine britische Studie, für die rund 2500 Menschen beim Einparken beobachtet wurden, belegt: Im Schnitt brauchten die Herren zwar nur 16 Sekunden, um ihren Wagen in die Lücke zu stellen, die Damen 21 Sekunden - aber dafür stand das Auto dann so, wie es sich gehört. Mehr als die Hälfte der Frauen parkte korrekt, die Fahrzeuge der Männer standen zu 75 Prozent schief in der Parklücke.

Strobel: Erstens glaube ich Studien normalerweise nicht. Zweitens spricht es ja für den Erfolg, wenn Männer schneller einparken können.

SPIEGEL ONLINE: Naja, Männer fahren zwar schneller rein, aber eben auch unpräziser. Fürchten Sie keine Schadenersatzklagen auf sich zukommen, wenn die bei Ihnen im Parkhaus künftig die Säule oder andere Autos rammen?

Strobel: Ach was! Da hab ich überhaupt keine Sorgen. Und im Übrigen sind wir versichert.

SPIEGEL ONLINE: Hatten Sie schon Ärger mit einer Frauengruppe?

Strobel: (lacht) Alice Schwarzer hat sich noch nicht bei mir gemeldet. Aber ich hatte ja auch mit gewissen humorlosen Reaktionen der Political Correctness gerechnet. Bisher gab es aber nur zwei Beschwerde-E-Mails, sonst bekommen wir nur Zustimmung. Auch von Frauen. Die Frauen hier in der Stadt empfinden das als gerecht - aber auch als Herausforderung. Es gibt viele, die in die Männerparkplätze fahren. Und das ist ja auch legitim. Dürfen sie gern machen.

SPIEGEL ONLINE: Danke, das ist großzügig. Meine männlichen Kollegen schrien schon laut "Diskriminierung". Schließlich gibt es nur zwei für Männer gekennzeichnete Parkplätze, aber zehn für Frauen.

Strobel: Tja, so ist das.

SPIEGEL ONLINE: Ich persönlich parke ja ein wie eine Eins.

Strobel: Frau Utler, kommen Sie, zeigen Sie mir, dass Sie's können - dann ist gut. Und wenn Sie einmal hier sind, können Sie sich Triberg ansehen, schließlich haben wir viel zu bieten: Deutschlands höchste Wasserfälle, den Triberger Weihnachtszauber, wir machen jetzt das dritte Schwarzwaldmusical, wir haben die Wiener Symphoniker zu Gast, wir haben die Schwarzwaldbahn, wir bauen einen Schwarzwaldbahn-Erlebnispark.

SPIEGEL ONLINE: Wahrscheinlich haben Ihnen die Parkplätze für weniger Geld schon deutlich mehr gebracht als alle Hochglanzbroschüren, Plakate und Internetauftritte zusammen.

Strobel: Es ist einfach unglaublich. Solch eine Reaktion hatte ich nicht erwartet. Ich bin schon den ganzen Tag am Telefon, das Fernsehen will kommen. Ich sag's Ihnen ganz offen: Ich freue mich. Und vielleicht haben wir auch einen Nerv in der Gesellschaft getroffen.

SPIEGEL ONLINE: Inwiefern?

Strobel: Vielleicht gibt es das Empfinden, dass man es in diesem ganzen Gender-Bereich manchmal überzieht. Ich kann das abschließend noch nicht sagen, aber ich denke über dieses Thema nach.

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