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Dolmetscher bei Mandela-Trauerfeier: "Er hat einfach nur herumgestikuliert"

Foto: Matt Dunham/ AP/dpa

Mandela-Trauerfeier Gebärdensprachen-Dolmetscher war offenbar Schwindler

Bei der Trauerfeier für Nelson Mandela übersetzte ein Dolmetscher für Gebärdensprache die Reden von Politikern wie Barack Obama. Doch Gehörlose kritisieren, die Gesten des Mannes hätten keinerlei Aussage gehabt: "Ein absoluter Zirkus."

Johannesburg - Der Mann, der bei Nelson Mandelas Trauerfeier für Gehörlose übersetzt hat, soll massive Fehler gemacht haben. Der Chef des Verbands südafrikanischer Gehörloser, der Deaf Federation of South Africa (DeafSA ), sagte der Nachrichtenagentur AP, der Dolmetscher auf der Bühne sei ein Fake gewesen. Auch die Nachrichtenseite sbs.com.au berichtet  unter Berufung auf die Organisation von einem Schwindel.

Laut Verbandschef Bruno Druchen, selbst gehörlos, habe der Mann, der während der Zeremonie neben den Staatschefs auf der Bühne stand, zwar seine Hände bewegt. "Doch was er mit seinen Händen veranstaltete, hat keine Bedeutung", sagte er der Nachrichtenagentur AP. Auch die Parlamentsabgeordnete Wilma Newhoudt äußerte sich auf Twitter , der Mann habe mit seinen Hand- und Armbewegungen nichts kommuniziert.

Drei Gebärdensprache-Experten bekräftigten laut AP, bei den Gesten habe es sich weder um südafrikanische noch um US-amerikanische Gebärdensprache gehandelt - und die südafrikanische Gebärdensprache umfasst alle elf offiziellen Sprachen des Landes. Eine offizielle Gehörlosendolmetscherin sagte der Agentur, dieser Auftritt sei beschämend. "Es war furchtbar, ein absoluter Zirkus", so Nicole Du Toit.

"Er hat einfach nur herumgestikuliert", sagte Delphin Hlungwane, eine Dolmetscherin der DeafSA, der Nachrichtenagentur Reuters. "Er hat weder grammatikalische Regeln noch die Struktur der Sprache befolgt." Er habe die Zeichen schlichtweg erfunden. Der Mann habe nicht einmal die Grundlagen richtig gemacht. "Er konnte noch nicht einmal 'danke' sagen."

AP zufolge bereitet die südafrikanische Regierung ein Statement zu dem Fall vor.

Unterdessen wurde bekannt, dass Israels Präsident Schimon Peres und Premier Benjamin Netanjahu entgegen südafrikanischen Angaben nicht zu den Mandela-Trauerfeierlichkeiten nach Südafrika gereist waren. Bei der Trauerfeier am Dienstag wurden zwar die Namen der beiden israelischen Politiker auf der Liste der Ehrengäste vom Stadionsprecher verlesen. Doch Peres und Netanjahu hatten zuvor angekündigt, nicht kommen zu können. Die Organisatoren haben bisher noch keine Erklärung für die Panne abgegeben.

Mandelas Leichnam soll am Sonntag in seinem Heimatdorf Qunu beigesetzt werden. Am Mittwochmittag verabschiedete sich Mandelas Familie am offenen Sarg von dem südafrikanischen Nationalhelden. Der Friedensnobelpreisträger war am Donnerstag im Alter von 95 Jahren verstorben.

gam/AP/dpa/Reuters
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