Schiffsreise für Schwule und Lesben Marokko weist homosexuelle Kreuzfahrer ab
Es sollte die erste Kreuzfahrt für Schwule und Lesben in ein muslimisches Land werden - mit 1600 Homosexuellen an Bord wollte die "Nieuw Amsterdam" in Casablanca anlegen. Doch die marokkanischen Behörden haben das Schiff abgewiesen.
Málaga - Kein Durchkommen für die "Nieuw Amsterdam": Das Kreuzfahrtschiff mit rund 1600 homosexuellen Passagieren an Bord hat einen geplanten Stopp in der marokkanischen Metropole Casablanca absagen müssen. Die Behörden des nordafrikanischen Landes untersagten es der "Nieuw Amsterdam" laut spanischen Medienberichten, den Hafen von Casablanca anzulaufen. Das Schiff der US-Reederei Holland America Line ging stattdessen am Sonntag in der südspanischen Stadt Málaga vor Anker.
Der US-Reiseveranstalter RSVP Vacations hatte damit geworben, erstmals eine Kreuzfahrt für Homosexuelle mit einem Besuch in einem arabischen Land zu organisieren. In Casablanca war für die Teilnehmer ein Besuch der Moschee "Hassan II." und einiger Märkte geplant. Die von gemäßigten Islamisten geführte Regierung in Marokko nahm zu dem Vorfall zunächst nicht Stellung. In Marokko ist Homosexualität illegal und kann mit sechs Monaten bis zu drei Jahren Haft bestraft werden.
Unabhängig von dem Vorfall in Marokko haben am Samstag bei Homosexuellenparaden in mehreren europäischen Hauptstädten Hunderttausende Menschen für die Rechte von Schwulen und Lesben demonstriert. In Madrid und Paris gab es die größten Veranstaltungen. In Sofia und Bukarest protestierten kleine rechtsradikale Gruppen gegen die "Gay Pride"-Umzüge.
Frankreich will Homo-Ehe einführen
Etwa 700.000 Teilnehmer nahmen in Madrid an einer Kundgebung für die Beibehaltung der Homo-Ehe teil, wie die Zeitung "El País" unter Berufung auf Polizeiangaben berichtete. 2005 hatte die sozialistische Regierung von Ministerpräsident José Luis Rodríguez Zapatero die Homo-Ehe zugelassen. Seither wurden in Spanien etwa 20.000 Ehen von Homosexuellen geschlossen. Die konservative Volkspartei des jetzigen Regierungschefs Mariano Rajoy erhob Ende 2005 eine Verfassungsklage gegen das Gesetz. Darüber wurde aber bis heute nicht entschieden.
Auch in Paris kamen sehr viele zu einem Homosexuellenumzug. Bis zu 60.000 waren es nach Angaben der Polizei, die Veranstalter sprachen von mehr als 500.000 Teilnehmern. Die neue sozialistische Regierung in Frankreich hat homosexuellen Paaren das Recht zugesichert, zu heiraten und Kinder zu adoptieren. Ein Gesetz dazu soll laut Familienministerium 2013 verabschiedet werden.
Mehr als 1500 Bulgaren forderten am Samstag in Sofia gleiche Rechte für Schwule und Lesben. Nach Protesten von Nationalisten begleitete ein starkes Polizeiaufgebot den Straßenumzug. Auch in der rumänischen Hauptstadt Bukarest schützten rund 200 Polizisten die etwa 150 Teilnehmer eines "Marsches der Unterschiedlichkeit" vor befürchteten Angriffen. In den Vorjahren hatten immer wieder Passanten Steine auf die Marschierer geworfen. Den Umzügen in beiden Städten waren Proteste von Anhängern rechtsradikaler und klerikaler Gruppen vorausgegangen.
hpi/dpa