Missbrauch an Odenwaldschule
Mehr Opfer als bisher bekannt
Der Missbrauchsskandal an der Odenwaldschule ist schlimmer als bisher bekannt: Laut Direktorin Margarita Kaufmann haben sich weitere Opfer gemeldet. Die Zahl der beschuldigten Lehrer ist auf acht gestiegen. Nun sollen noch mehr frühere Schüler befragt werden.
Goethehaus der Odenwaldschule: Acht frühere Lehrer stehen unter Verdacht
Foto: RALPH ORLOWSKI/ REUTERS
Heppenheim - Der Missbrauchsskandal an der renommierten Odenwaldschule im südhessischen Ober-Hambach weitet sich aus: Wie Schulleiterin Margarita Kaufmann am Donnerstag berichtete, hat sich die Zahl der beschuldigten Lehrer inzwischen von drei auf acht erhöht. Mittlerweile hätten sich 33 Missbrauchsopfer bei der Schule gemeldet, rund 40 Prozent davon seien ehemalige Schülerinnen.
Einige der beschuldigten Lehrer sind laut Kaufmann bereits ab 1966 an der Schule tätig gewesen. Der letzte habe das Internat 2001 verlassen. Sie kündigte an, die Schulleitung werde in den kommenden Wochen nun auch die ehemaligen Schüler anschreiben, die vor 1970 und nach 1985 die Odenwaldschule besuchten. Auf die erste Tranche von 900 Briefen an frühere Schüler habe die Schule eine Flut von Zuschriften und Anrufen bekommen.
Die Schulleitung zeigte sich nach den folgenden Gesprächen mit früheren Schülern "erschüttert und beschämt". Kaufmann sagte: "Wir haben die ehemaligen Schüler um Vergebung gebeten. Die Odenwaldschule hat große Schuld auf sich geladen." Nichts könne das Leid ungeschehen machen.
Eine ehemalige Schülerin hat laut Kaufmann erzählt, sie sei als Zehnjährige von ihrem Musiklehrer missbraucht worden, der sie in seine Wohnung zu Zusatzübungen bestellt habe. Beschuldigt worden sei auch der ehemalige Schulleiter - die Kinder mussten in sein Schlafzimmer kommen, wenn sie telefonieren wollten.
Die Odenwaldschule hatte die Pressekonferenz einberufen, um über neue Erkenntnisse zu ihren Missbrauchsfällen zu informieren. In der vergangenen Woche war erstmals bekannt geworden, dass Pädagogen des renommierten Internats Schüler
als "sexuelle Dienstleister" eingeteilt hatten. Die Schulleitung
bestätigte kurz darauf Missbrauchsfälle und versprach Aufklärung.