Missbrauchsskandal
Freiburger Erzbistum weist Vertuschungs-Vorwürfe gegen Zollitsch zurück
Der Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, soll einen des Missbrauchs verdächtigten Pfarrer nicht der Staatsanwaltschaft gemeldet haben. Dies berichtet das TV-Magazin "Report Mainz". Das Freiburger Erzbistum weist die Anschuldigungen als "unhaltbar" zurück.
Freiburg/Mainz - Im Zusammenhang mit dem Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche sind Vorwürfe gegen den Vorsitzenden der deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, laut geworden. Nach Recherchen des SWR-Politmagazin "Report Mainz" und der "Badischen Zeitung" soll Zollitsch einen unter Missbrauchsverdacht stehenden Pfarrer Anfang der neunziger Jahre nicht der Staatsanwaltschaft gemeldet haben. Das Freiburger Erzbistum wies den Vorwurf der Vertuschung als "unhaltbar" zurück.
Laut "Report Mainz" missbrauchte der damals in der Gemeinde Oberharmersbach im Erzbistum Freiburg tätige Pfarrer Franz B. zwischen 1968 und 1991 mindestens 17 Kinder und Jugendliche, vor allem Messdiener. Unter Mitwirkung von Zollitsch, damals Personalreferent im bischöflichen Ordinariat Freiburg, sei Pfarrer B. 1991 in den Ruhestand versetzt worden mit der Auflage, sich jeglichen Kontaktes mit Kindern und Jugendlichen zu enthalten. Zollitsch soll den Geistlichen persönlich mit Vorwürfen konfrontiert haben, die dieser bestritt.
Die Staatsanwaltschaft wurde laut "Report Mainz" erst 1995 tätig, als ein Betroffener Anzeige erstattete. Die Gemeinde sei erst informiert worden, nachdem sich der Pfarrer im August 1995 aufgrund der staatsanwaltlichen Ermittlungen das Leben genommen habe. Betroffene beklagten dem Bericht zufolge, sie hätten jahrelang keine Hilfe bekommen.
"Offensichtliche Tabuisierung in früheren Jahrzehnten"
Ein Sprecher des Erzbistums Freiburg sagte, der "mit erkennbarer Absicht" erhobene Vorwurf der Vertuschung sei "unhaltbar". Die Verantwortlichen der Erzdiözese hätten "konsequent und umgehend" gehandelt. "Wenn nun suggeriert wird, der Missbrauch sei 'vertuscht' und der Pfarrer 'lediglich versetzt' worden, stimmt dies nicht mit den Fakten überein", so der Sprecher weiter. "Zu diesen Fakten gehört die offensichtliche Tabuisierung in früheren Jahrzehnten - Kinder und Jugendliche haben sich offenbar zunächst jahrelang nicht getraut, über den Missbrauch zu sprechen. Erst danach konnte die Erzdiözese den Opfern durch gezielte Kommunikation vor Ort ihre Hilfe anbieten."
Der Pfarrer sei in den Ruhestand versetzt worden, obwohl es zunächst lediglich Gerüchte über "unsittlichen Kontakt zu Kindern" gegeben habe. Nach dem Tod des Pfarrers sei die Gemeinde im Auftrag des damaligen Erzbischofs Oskar Saier über die Missbrauchsvorwürfe informiert worden. Das Erzbistum habe um Entschuldigung für das Fehlverhalten des Geistlichen gebeten und den Opfern Hilfe angeboten.
Alle Hinweise auf sexuellen Missbrauch im Erzbistum Freiburg würden von einer Kommission untersucht, der künftig auch die ehemalige baden-württembergische Sozialministerin Barbara Schäfer-Wiegand angehören werde. Das mit Fachleuten besetzte Gremium werde auch Fälle von Missbrauch in früheren Jahrzehnten sorgfältig überprüfen.