Muslimischer Schützenkönig "Ein Stück aus dem Tollhaus"

Schützenkönig Mithat Gedik: Der Muslim soll die Königskette zurückgeben
Foto: Klaus Tomicek/ dpaDüsseldorf - Mithat Gedik wollte einfach nur Schützenkönig im westfälischen Sönnern sein. Doch der 33-Jährige soll unsanft vom Thron gestoßen werden - weil er kein Christ ist.
Der Bund der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften (BDHS) ist der Meinung, Gedik hätte noch nicht einmal Mitglied der Bruderschaft in Sönnern werden dürfen, weil diese "eine Vereinigung von christlichen Menschen" sei. Bei seiner Aufnahme habe wohl niemand die Frage nach der Konfession gestellt, monierten die Befürworter seiner Absetzung. Man müsse sich aber schon an die Satzung halten, so der Tenor beim BDHS.
Verwunderung und Verärgerung waren bei vielen Schützen groß. Im Juli war der türkischstämmige Muslim in Werl-Sönnern zum Schützenkönig gekürt worden. Gedik ist Kaufmann, in Deutschland geboren und aufgewachsen und lebt mit seiner Frau und den vier Kindern in Sönnern, wo er bereits in der Freiwilligen Feuerwehr aktiv ist. In der Schule belegte er katholische Religion als Abiturfach.
"Es ist mir völlig unverständlich, dass wir im 21. Jahrhundert solche Diskussionen führen müssen", sagte Gedik verärgert. Jetzt zieht auch die Politik nach.
Nordrhein-Westfalens Integrationsminister Guntram Schneider (SPD) rief am Montag alle Beteiligten zu einer schnellen Einigung auf. "Ich hoffe, dass diese Peinlichkeit zügig aus der Welt geschaffen wird", sagte Schneider in Düsseldorf.
Er nannte die Debatte ein "Stück aus dem Tollhaus", das von "Provinzialität" zeuge. Es gebe in Nordrhein-Westfalen viele Muslime, die Schützenkönige oder Karnevalsprinzen seien. Auch gebe es etwa im Ruhrgebiet keinen christlichen Kindergarten, den nicht auch muslimische Kinder besuchten.
Auch Grünen-Parteichef Cem Özdemir zeigt sich auf Twitter mehr als verwundert: "In welchem Jahrh.. sind wir eigentlich? Gedik darf in Sönnern nicht #Schuetzenkoenig sein, weil er kein Christ ist!", schrieb er am Montag empört.