Hoorn in den Niederlanden Festnahmen nach Protest gegen Denkmal aus der Kolonialzeit

Die Statue eines Gouverneurs aus der Kolonialzeit sorgt im nordholländischen Hoorn für Unmut. Bei einer Demonstration gegen das Denkmal ist es zu Krawallen gekommen. Die Polizei nahm mehrere Personen in Gewahrsam.
Denkmal in Hoorn: Jan Pieterszoon Coen trägt den Beinamen "Schlachter von Banda"

Denkmal in Hoorn: Jan Pieterszoon Coen trägt den Beinamen "Schlachter von Banda"

Foto:

Peter Dejong/ AP

Der brutale Tod des Afroamerikaners George Floyd hat weltweit Proteste gegen Rassismus ausgelöst - und eine neue Debatte über die Kolonialgeschichte entfacht. Im Mittelpunkt stehen dabei auch immer wieder historische Denkmäler aus dieser Zeit. Im nordholländischen Hoorn ist es nach einer Demonstration gegen eine Statue zu heftigen Unruhen gekommen.

Etwa 200 vorwiegend junge Leute hätten am späten Freitagabend randaliert und die Konfrontation mit der Polizei gesucht, sagte der Bürgermeister der Stadt im Norden von Amsterdam, Jan Nieuwenburg, im Radio. "Sie haben die Demonstration gezielt missbraucht."

Zunächst hatten mehrere Hundert Menschen Angaben der Polizei zufolge friedlich gegen das umstrittene Denkmal des Repräsentanten des niederländischen Kolonialreiches im 17. Jahrhundert, Jan Pieterszoon Coen, protestiert. Etwa 20 Personen hatten zeitgleich für das Standbild demonstriert.

"Wir können die Diskussion über Gut und Böse führen"

Die Krawalle sind den Worten des Bürgermeisters zufolge ein Grund, das Denkmal zu entfernen. "Wir können die Diskussion über Gut und Böse führen. Das Nachdenken über die Geschichte steht aber nicht still." Die Stadt hatte bereits 2011 auf einem Schild an dem Denkmal die Verdienste, aber auch die Gräueltaten von Coen benannt.

Jan Pieterszoon Coen (1587-1629), in Hoorn geboren, war Generalgouverneur der Ostindien-Kolonie. Er gründete das heutige Jakarta. Coen ist auch verantwortlich für ein Massaker auf der Gewürzinsel Banda, das ihm den Beinamen "Schlachter von Banda" einbrachte.

Auch in anderen Ländern werden Denkmäler aus der Kolonialzeit derzeit wieder Ziel von Protesten. Im englischen Bristol warfen Demonstranten vor gut zwei Wochen die Statue eines Sklavenhändlers ins Hafenbecken. In London gingen Rechtsextreme zuletzt auf die Straße, um die Denkmäler zu verteidigen. Und im US-amerikanischen Richmond wurde kürzlich beschlossen, eine umstrittene Statue des Südstaatengenerals Robert E. Lee zu entfernen.

In Frankreich will Präsident Emmanuel Macron davon nichts wissen. "Die Republik wird keine Spur und keinen Namen ihrer Geschichte löschen. Die Republik wird keine Statuen abbauen", sagte er kürzlich in einer Fernsehansprache.

asc/dpa
Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren