Anschlag in Nizza Lastwagen rast in Menschenmenge - mindestens 84 Tote

Das ist passiert:• Im südfranzösischen Nizza ist ein Mann mit einem Lkw in eine Menschenmenge gerast, über zwei Kilometer hinweg überfuhr er Passanten.
• Laut Innenministerium starben mindestens 84 Menschen, darunter auch drei Deutsche. Viele weitere Menschen wurden verletzt.
• Der mutmaßliche Attentäter wurde erschossen. Die Hintergründe sind noch unklar, die Anti-Terror-Staatsanwaltschaft ermittelt.
• Die Tat ereignete sich an der Promenade des Anglais: Dort hatten sich am Donnerstagabend viele Menschen versammelt, um den französischen Nationalfeiertag zu feiern.
Nach einem Feuerwerk zum französischen Nationalfeiertag ist in der Küstenstadt Nizza ein Lkw in eine Menschenmenge gerast. 77 Menschen wurden dabei getötet, sagte Präsident François Hollande in der Nacht zu Freitag, später wurde die Zahl auf 84 erhöht. Der Fahrer des Lastwagens sei getötet worden, sagte Hollande. Es gebe keine Hinweise auf Komplizen. Der "terroristische Charakter" des Angriffs könne nicht geleugnet werden.
Hollande kündigte an, den seit November 2015 geltenden Ausnahmezustand im Land um drei weitere Monate zu verlängern - nur wenige Stunden vor der Attacke hatte er noch vom Ende des Ausnahmezustands gesprochen. Nun sagte er: "Wir müssen alles tun, um die Geißel des Terrorismus zu bekämpfen."
Ganz Frankreich sei vom islamistischen Terrorismus bedroht, sagte Hollande. Deswegen sollten zusätzlich Soldaten und Reserven bei den Sicherheitskräften mobilisiert werden. Zudem kündigte der Präsident eine Verstärkung der französischen Aktivitäten im Irak und in Syrien an. Dort fliegt Frankreich als Teil der internationalen Koalition Angriffe gegen Stellungen der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS).
"Schlimmste Tragödie in der Geschichte Nizzas"
Der mutmaßliche Attentäter habe gegen 23 Uhr über eine Strecke von rund zwei Kilometern eine Spur der Verwüstung hinterlassen, hatte zuvor Staatsanwalt Jean-Michel Prêtre berichtet. Innenminister Bernard Cazeneuve sagte, zahlreiche Menschen seien verletzt worden, insgesamt 18 schwer. Die Polizei habe "in einer sehr gefährlichen Situation einen Terroristen ausschalten können".
Video: Polizisten feuern auf den Attentäter im Lkw
Es gibt noch keine offiziell bestätigten Angaben über den Hintergrund des mutmaßlichen Attentäters oder sein Motiv. Die Pariser Anti-Terror-Staatsanwaltschaft übernahm die Ermittlungen - es gehe um terroristische Morde und Bildung einer terroristischen Vereinigung, teilte die Behörde mit.
Der Präsident der Region Provences-Alpes-Côte d'Azur, Christian Estrosi, schrieb bei Twitter von der "schlimmsten Tragödie in der Geschichte Nizzas" (Reaktionen von Politikern weltweit lesen Sie hier). Seinen Angaben zufolge war der Lastwagen mit Waffen und Sprengstoff beladen. Nähere Angaben dazu machte Estrosi nicht. Aus Ermittlerkreisen hieß es dann am Freitagmorgen, es seien eine nicht funktionsfähige Granate und Waffenattrappen entdeckt worden.
Der Lastwagen war offenbar gemietet. Das verlautete aus Polizeikreisen.
Massenpanik an der Strandpromenade
In sozialen Netzwerken verbreiten Nutzer zahlreiche Fotos und Videos vom Unglücksort, die teils extrem drastische Szenen zeigen. Auf der berühmten Promenade des Anglais am Strand von Nizza hatten sich zum Zeitpunkt des Vorfalls zahlreiche Menschen versammelt, um den französischen Nationalfeiertag zu feiern. Nach der Attacke brach eine Massenpanik aus.
Die Behörden riefen die Einwohner der Stadt dazu auf, ihre Häuser "aus Sicherheitsgründen" nicht zu verlassen. Präsident Hollande hatte seinen Besuch in der Stadt Avignon abgebrochen und war direkt ins Krisenzentrum des Élysée-Palasts gereist. Er wird eigenen Angaben zufolge am Freitag in Nizza sein "um die Stadt zu unterstützen".
Wieder Frankreich
Am Nationalfeiertag wird jedes Jahr der Erstürmung des Pariser Bastille-Gefängnisses am 14. Juli 1789 gedacht, die als Beginn der Französischen Revolution gilt. In diesem Jahr fanden die Feierlichkeiten im Land unter erhöhten Sicherheitsvorkehrungen statt. Für die traditionelle Militärparade auf den Champs-Élysées in Paris waren rund 11.500 Sicherheitskräfte im Einsatz.
Frankreich war in den vergangenen Monaten wiederholt Ziel von Anschlägen:
Notrufnummer für Angehörige eingerichtet
Die Zentrale für Opferhilfe im französischen Außenministerium richtete inzwischen eine Notrufnummer für Angehörige ein. Die Hotline sei unter der Nummer +33 1431 75 646 zu erreichen, schrieb Ministeriumssprecher Romain Nadal bei Twitter.
Facebook aktivierte in der Nacht zum Freitag seinen Sicherheitscheck: Damit können die Menschen in der Region ihren Freunden in dem sozialen Netzwerk mitteilen, ob sie in Sicherheit sind. Die Funktion war unter anderem bereits nach der Terrorserie von Paris im Einsatz.
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Am Donnerstagabend sind in Nizza Dutzende Menschen getötet worden, Frankreichs Präsident François Hollande sprach von einem "terroristischen Charakter" des Angriffs: Ein Lkw-Fahrer war mit hoher Geschwindigkeit in eine Menschenmenge gerast.
Dieser weiße Lastwagen war auf der berühmten Promenade des Anglais am Strand von Nizza in die Menschenmenge gerast - an der Windschutzscheibe sind zahlreiche Einschusslöcher zu erkennen. Der Attentäter wurde von der Polizei erschossen.
Ein Opfer des Anschlags. Mehr als 80 Menschen wurden in Nizza getötet.
Der Lkw, mit dem der Attentäter den Massenmord beging, ist von Kugeln zersiebt. Forensiker mit weißen Schutzanzügen suchen im Führerhaus nach Spuren. Der Lkw-Fahrer war nach bisherigen Erkenntnissen ein franko-tunesischer Mann, der 1985 in Nizza geboren wurde.
Der Mann soll den 19 Tonnen schweren Lkw vor ein paar Tagen gemietet haben. Der Attentäter war nach bisherigen Erkenntnissen wegen Gewaltdelikten polizeibekannt. Im Fahrzeug fand sich sein Ausweis.
Eingehüllt in weiße Decken steht ein Mann an der Promenade. Auf dem Asphalt liegt zusammengekehrter Müll.
In Nizza waren am Donnerstagabend zahlreiche Menschen auf den Straßen unterwegs, um den französischen Nationalfeiertag zu zelebrieren.
Doch nach dem Anschlag waren statt feiernder Menschen vor allem Polizisten in den Straßen von Nizza zu sehen. Am Nationalfeiertag wird jedes Jahr der Erstürmung des Pariser Bastille-Gefängnisses am 14. Juli 1789 gedacht, die als Beginn der Französischen Revolution gilt.
Menschen laufen mit erhobenen Händen über eine Straße in Nizza, die Einsatzkräfte sind in Alarmbereitschaft. Kurz nach der Attacke hatte es Gerüchte über eine Geiselnahme gegeben, diese bestätigten sich jedoch nicht.
Auch Fahrzeuge rund um den Anschlagsort wurden kontrolliert. Die Hintergründe sind noch unklar, die Anti-Terror-Staatsanwaltschaft in Paris hat die Ermittlungen übernommen.
Dieses Foto entstand vor dem Anschlag in Nizza: Mit einem Feuerwerk wurde der Nationalfeiertag gefeiert. Inzwischen hat Präsident François Hollande eine Sitzung der für Sicherheit und Verteidigung zuständigen Minister anberaumt. Das Sicherheitskabinett sollte am Freitag zusammenkommen.
Nizza am Freitagmorgen: Der AFP-Journalist Robert Holloway ist als Tourist in der Stadt und erlebte den Anschlag als Augenzeuge. Der Lastwagen sei "mit vollem Tempo auf die Leute zugerast", die gerade nach Hause gehen wollten, berichtet er. "Die Leute haben geschrien, es war das absolute Chaos."
Schauplatz des Terrors: Die Promenade des Anglais in Nizza wird von Palmen gesäumt. Am Tag nach den Anschlägen ist der Strand nahezu menschenleer.
Polizisten sichern den Tatort, im Hintergrund flattert Absperrband. Auf der mehrspurigen Straße liegen gelbe Schilder mit Zahlen, die zur Markierung von Positionen dienen.
Auf der Straße patrouillieren am Freitag Polizisten, Absperrgitter markieren die Grenze zum Fußweg. Staatspräsident Hollande sagte, man gehe bisher von einem Einzeltäter aus. Es gebe keine Hinweise auf Komplizen.
Ein Kinderfahrrad liegt am Straßenrand vor einem Ampelpfahl, vor dem Bordstein liegt ein schwarzer Stöckelschuh.
Verlassene Kinderkarren an der Promenade: Offenbar haben die Eltern in größter Hast den Platz verlassen, als der Attentäter den Lkw in die Menge steuerte.
Hollande wandte sich noch in der Nacht zu Freitag an die Medien: "Wir müssen alles tun, um die Geißel des Terrorismus zu bekämpfen", sagte er.
Innenminister Cazeneuve wurde in Nizza von Reportern umringt. Die Polizei habe "in einer sehr gefährlichen Situation einen Terroristen ausschalten können", sagte er.
Weltweit haben Politiker mit Bestürzung auf den Anschlag reagiert. Der Asien-Europa-Gipfel in der mongolischen Hauptstadt Ulan Bator begann mit einer Schweigeminute - vorne rechts ist Kanzlerin Angela Merkel zu sehen. "Es ist ein trauriger Tag für Frankreich, Europa und uns alle hier in der Mongolei", sagte EU-Ratspräsident Donald Tusk.