Nach Lützerath-Räumung Kohlegegner besetzen Bagger, Gleise und Straßen in NRW

NRW: Aktivisten besetzen einen Schaufelradbagger im Braunkohletagebau Inden
Foto: Federico Gambarini / dpaNach der Räumung von Lützerath haben Kohlegegner ihre Proteste an mehreren Orten in Nordrhein-Westfalen fortgesetzt. Im Braunkohletagebau Inden wurde ein Schaufelradbagger besetzt, der daraufhin die Arbeit einstellen musste. Die Polizei Aachen sprach von etwa 20 beteiligten Aktivisten, ein Sprecher des Energiekonzerns RWE von 30 bis 40.
In der Nähe von Rommerskirchen besetzte nach Polizei- und RWE-Angaben zudem eine Gruppe von etwa 50 Aktivisten Werksbahnschienen zum Kraftwerk Neurath. Nachdem die sich geweigert hätten, die Gleise zu verlassen, seien die Protestierenden weggetragen worden, berichtete ein Sprecher der Polizei Aachen. Der »Aktionsticker Lützerath« vermeldete etwa 130 Blockierer an der Kohlebahn am Kraftwerk Neurath. Gewalttätige Auseinandersetzungen wurden zunächst an keinem Protestort bekannt.
»Hier fährt heute kein Kohlezug. Wir stellen uns der Zerstörung mit unseren Körpern in den Weg«, twitterte das Bündnis »Ende Gelände« über einem Foto von Aktivisten in weißen Ganzkörperanzügen auf Bahngleisen. »Klimaschutz bleibt Handarbeit!«
Gelber Finger am Aktionort!
— Ende Gelände (@Ende__Gelaende) January 17, 2023
Die Schienen beim Kraftwerk Neurath sind blockiert.
Hier fährt heute kein Kohlezug. Wir stellen uns der Zerstörung mit unseren Körpern in den Weg.
Klimaschutz bleibt Handarbeit!
📸: @fein_frisch pic.twitter.com/fxu0ftdGAJ
Die Einsatzkräfte der Polizei richteten sich auf mehrere spontane, dezentrale Aktionen ein. Das Aktionsbündnis »Lützerath Unräumbar«, zu dem auch Gruppen von Fridays For Future und »Letzte Generation« gehören, hatte zuvor für Dienstag zu einem gemeinsamen Aktionstag aufgerufen.
Festgeklebte Klimaaktivisten in Köln
Festgeklebte Klimaaktivisten haben am Morgen mit einer Blockadeaktion den Berufsverkehr in Köln massiv ins Stocken gebracht. Sie saßen quer auf einer Straße und hielten ein Banner hoch, das auf die Gruppierung »Letzte Generation« hinwies. Dazu waren gelbe Kreuze zu sehen – die Protestsymbole gegen den Abriss von Lützerath.
Die Polizei sperrte nach eigenen Angaben Zufahrten und führte den Verkehr vorbei. Drei Personen seien auf der Straße festgeklebt, drei seien bereits weggetragen worden, sagte eine Polizeisprecherin am Morgen. Ein dpa-Fotograf berichtete von einem Stau und wütenden Kommentaren von Autofahrern in Richtung der Aktivisten.
Die Gruppierung »Letzte Generation« twitterte ein Foto aus Köln und erklärte: »Die Kohle unter #Lützerath muss im Boden bleiben!«
+++ Straßenblockade in #Köln +++
— Letzte Generation (@AufstandLastGen) January 17, 2023
Die Menschen warten, Motoren sind aus. Drei unserer Aktiven kleben auf der Straße und fordern mit Bannern und #AlleDörferBleiben-Kreuze, dass die Regierung ihre Verfassung einhält.
Die Kohle unter #Lützerath muss im Boden bleiben! pic.twitter.com/JGlOIva2g8
Außerdem blockierten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler von »Scientist Rebellion« sowie Aktivistinnen und Aktivisten von »Extinction Rebellion« seit dem Morgen nach eigenen Angaben den Eingang der Landesvertretung von NRW in Berlin, um gegen die Räumung von Lützerath zu protestieren.
Am NRW-Innenministerium festgeklebt
Klimaaktivisten der Gruppe »Extinction Rebellion« haben sich zudem in Düsseldorf am NRW-Innenministerium festgeklebt. Etwa ein Dutzend Menschen, darunter eine Mutter mit Kind, waren an der Aktion in Düsseldorf beteiligt, wie Sprecher von Polizei und Innenministerium sagten. Auch sie protestierten gegen die Räumung der Siedlung Lützerath für den Braunkohleabbau und forderten zudem den Rücktritt von NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) wegen des Polizeieinsatzes dort. Die Aktivisten beklagten Polizeigewalt und Kriminalisierung.
Demonstranten hatten am Samstag in der Nähe des Tagebaus die abgesprochene Demonstrationsroute verlassen und waren in die Richtung der Gegend gezogen, in die das Betretungsverbot gilt. Die Polizei hatte Schlagstöcke, Pfefferspray und Wasserwerfer eingesetzt, um die Menschen zurückzuhalten. Aus den Reihen der Demonstranten waren Steine, Erdklumpen und Pyrotechnik auf die Beamten geworfen worden.