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Käßmann beim ÖKT: "Danke, das tut mir gut"

Foto: Miguel Villagran/ Getty Images

Ökumenischer Kirchentag Tausende Christen feiern Margot Käßmann

Ihr Auftritt wurde mit Spannung erwartet: Nach ihrem Rücktritt als Bischöfin hatte Margot Käßmann die Öffentlichkeit gemieden. Beim Ökumenischen Kirchentag genoss sie nun das Bad in der Menge. Die Zuschauer feierten die 51-Jährige, die sich mit sehr persönlichen Worten bedankte.

München - Es war der lange erwartete Auftritt nach Wochen, in denen es still geworden war um Margot Käßmann. Im Februar war die Bischöfin und Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) von ihren Ämtern zurückgetreten, nachdem sie betrunken Auto gefahren war. Nun, im Rahmen des Ökumenischen Kirchentags (ÖKT) feiert sie ihr persönliches Comeback auf großer Bühne.

Bei ihrem ersten Auftritt in München ist Käßmann begeistert begrüßt worden. Mehrere tausend Christen empfingen sie am Donnerstag bei der von ihr gehaltenen Bibelarbeit auf dem Messegelände mit Applaus. Viele standen dazu auf. Den Applaus und die herzlichen Begrüßungsworte des evangelischen Kirchentagspräsidenten Eckhard Nagel nahm Käßmann mit den Worten "danke, das tut mir gut" entgegen. In ihrer Bibelarbeit zur Schöpfungsgeschichte aus dem Buch Mose und zu Noahs Kampf gegen die Sintflut ließ Käßmann auch persönliche Erfahrungen einfließen.

"Was, wenn Dein ganzes bisheriges Leben unterzugehen scheint, weil eine schwere Krebserkrankung diagnostiziert wird. Weil der Ehepartner dich verlässt. Auch das sind Untergangserfahrungen, in denen wir uns fragen, wie Gott erretten kann. Ob es einen neuen Anfang geben kann." Die Antwort gab Käßmann, die solche Erlebnisse in den vergangenen Jahren durchleben musste, selbst: "Ja, es gibt eine zweite Chance."

"Kein Mensch ist ohne Fehl und Tadel"

Mit Blick auf das Ringen um Frieden ging Käßmann erneut auch kritisch auf die internationale Afghanistan-Politik ein und verglich die Aufstockung der Ausgaben der Bundesrepublik für die Schutztruppe im Vergleich zu den weit geringeren für die Entwicklungshilfe in Afghanistan als unverhältnismäßig.

"Ich jedenfalls kann darin keinen 'Vorrang für zivil' sehen, wie wir ihn als evangelische Kirche immer gefordert haben", sagte Käßmann. "Wo sind denn da die Visionen für ein Leben nach der Sintflut?" Als EKD-Ratsvorsitzende hatte sie zu Weihnachten mit ihren Äußerungen zum Krieg in Afghanistan für eine breite innenpolitische Debatte gesorgt.

Käßmann ging beim Ökumenischen Kirchentag auch auf die Fehlbarkeit des Menschen ein. "Kein Mensch ist ohne Fehl und Tadel", betonte Käßmann. "Wir kennen als Christinnen und Christen keinen Gott, der nur das Perfekte gelten lässt und alles andere verachtet." Nicht zuletzt der vorbildliche Umgang mit ihrer eigenen Verfehlung hatte Käßmann hohen Respekt in Kirche und Gesellschaft eingetragen.

Der Ökumenische Kirchentag ist das größte europäische Christentreffen in diesem Jahr. Die rund 125.000 Dauerteilnehmer können aus einem Programm mit rund 3000 Veranstaltungen auswählen.

Bereits am Mittwoch hatte Käßmann in einer Münchner Buchhandlung ihr neues Werk "Das große Du - Das Vaterunser" vorgestellt. Mehr als 200 Menschen drängten dazu in den Laden. Der Geschäftsführer des Lutherischen Verlagshauses, Hans Christof Vetter, erläuterte, Käßmann habe eigentlich erst auf dem Kirchentag wieder öffentlich auftreten wollen. Er habe sie aber überredet, noch vor dem Kirchentag ihr Buch vorzustellen.

In ihrem 84 Seiten starken neuen Buch interpretiert Käßmann das dritte Hauptstück des kleinen Katechismus Martin Luthers, das Vaterunser. "Ich finde es großartig, dass nun schon im dritten Jahrtausend wir dieses Gebet weiter beten können und es alles umfasst, worum wir Christen bitten können", sagte Käßmann. Es sei ein Gebet, das über Grenzen hinweg Menschen zusammenbringe.

Auf dem ÖKT wird Käßmann insgesamt knapp ein Dutzend Termine wahrnehmen.

han/dpa

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