

Hamburg - Mit ihren braunen Gewändern und der metallenen Schminke auf dem ganzen Körper sehen sie aus wie Bronzestatuen. Die Frauen im nepalesischen Kathmandu, die das Video auf der Internetseite des "Guardian" zeigt, sitzen auf einem großen weißen Tuch - den Blick zum Boden gesenkt, bewegungslos. Das Transparent darüber macht klar, dass es sich nicht um eine eitle Kunstaktion handelt: "Frauen oder Objekte?" steht da in großen blauen Lettern. Und selbst die Soldaten, die um die Demonstranten herumstehen, scheinen nicht so recht zu wissen, was sie tun sollen.
Denn die Frauen in Kathmandu sind völlig wehrlos. Am Donnerstag gingen Frauen weltweit auf die Straße, um gegen Gewalt zu demonstrieren. Unter dem Motto "One Billion Rising" ("Eine Milliarde erhebt sich") protestierten sie stellvertretend für die eine Milliarde Frauen weltweit, die laut einer Uno-Studie im Laufe ihres Lebens geschlagen oder vergewaltigt werden. Selbst in Ländern wie Afghanistan und Bangladesch gingen Frauen auf die Straße. Der Aktionstag wurde bewusst auf den Valentinstag gelegt - sozusagen den Feiertag romantischer und respektvoller Liebe.
2000 tragen in Neu-Delhi das Patriarchat zu Grabe
Schwerpunkt der Demonstrationen war Indien. Allein am Parlament in der Hauptstadt Neu-Delhi tanzten 2000 Menschen zusammen eine Choreografie und trugen symbolisch das Patriarchat zu Grabe. In dem Land tobt seit zwei Monaten eine heftige Debatte über Gewalt gegen Frauen, seit Mitte Dezember eine 23-jährige Studentin von sechs Männern grausam vergewaltigt wurde und schließlich an ihren Verletzungen starb.
Weit über Indiens Grenzen hinaus war das ein Fanal und erhöhte die Aufmerksamkeit für die Aktion. Unmittelbarer Anlass für "One Billion Rising" war es aber nicht. Schon im September 2012 initiierte Eve Ensler, Autorin des Theaterstücks "Die Vagina-Monologe", die Bewegung. "One Billion Rising ist die Vision von einer Welt, in der Frauen aller Kulturen und Klassen zusammen protestieren, reden, tanzen - ohne bedroht, eingeschüchtert oder belästigt zu werden", sagte die New Yorker Aktivistin.
Laut den Organisatoren kamen auch in 198 deutschen Städten "One Billion Rising"-Demonstranten zu Flashmobs zusammen. Vielerorts tanzten sie zu Samba-Musik und protestierten mit Schildern wie "Kein echter Mann schlägt Frauen".
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Indische Demonstrantinnen tanzen in Neu-Delhi. In der indischen Hauptstadt wurde eine 23-Jährige vor zwei Monaten vergewaltigt und starb später im Krankenhaus.
Artisten in Rollstühlen wirbeln vor dem Publikum in Indiens Hauptstadt. Der "One Billion Rising"-Protest will nicht verbiestert erscheinen, sondern durch seine überraschende Aktionen auf das Thema "Gewalt gegen Frauen" aufmerksam machen.
Auch in Berlin demonstrierten Hunderte vor dem Brandenburger Tor für Gleichstellung von Mann und Frau.
Auch in vielen nichtwestlichen Ländern wie hier in Nigeria gingen Frauen auf die Straße. "Ein Verbrechen gegen Frauen ist ein Verstoß gegen die Menschenrechte", hat die Frau links auf ihr Transparent geschrieben.
"Stopp!", sagt die Geste dieser Frau in Rom. Die Demonstrantinnen wollen nicht nur gegen einzelne schockierende Ereignisse wie die Vergewaltigung der indischen Studentin aufstehen. Auch alltägliche Diskriminierung in Beruf und zu Hause sind Themen der "One Bilion Rising"-Demonstranten.
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