Guatemala Jüdische Gemeinde muss aus Indio-Dorf ausziehen
Im Westen von Guatemala gehen streng orthodoxe Juden und indigene Dorfbewohner im Streit auseinander. Die 230 zugezogenen Juden verlassen den Ort San Juan la Laguna. Ihnen wird vorgeworfen, sich unangemessen zu verhalten und den Frieden zu gefährden.
Zuletzt hatte der Ältestenrat des Dorfes der orthodoxen Gruppe ein Ultimatum gesetzt: Die zehn jüdischen Familien sollten die Gemeinde noch am Freitag verlassen. Daraufhin hatte die Staatsanwaltschaft für Menschenrechte noch versucht, zwischen den Parteien zu vermitteln - ohne Erfolg.
"Wir sind Leute des Friedens, und bevor etwas passiert, gehen wir lieber", sagte der Sprecher der orthodoxen Juden der Zeitung "Prensa Libre". Sie hätten zwar das Recht, im Dorf zu bleiben, aber dessen Bewohner hätten damit gedroht, sie zu lynchen.
Konflikte mit Touristen
Die Indios werfen den streng orthodoxen Juden vor, sich nicht an die Gepflogenheiten des Dorfes zu halten und den sozialen Frieden zu gefährden. Beispielsweise würden sie die Bewohner nicht grüßen und sich weigern, in den Geschäften handelsübliche Preise zu bezahlen. Der Sprecher der Juden warf den Indios im Gegenzug Diskriminierung vor.

Juden und Indios in Guatemala: Zusammenleben gescheitert
Auch mit fotografierenden Touristen habe es Auseinandersetzungen gegeben, berichten die Bewohner von San Juan la Laguna. Ein sensibles Thema, denn das Maya-Dorf im Department Sololá lebt vom Geld aus dem Tourismus.
Die rund 230 Juden stammen vor allem aus den USA, Kanada, Israel und Russland. Laut ihrem Sprecher Misael Santos leben einige von ihnen bereits seit sechs Jahren in dem Dorf. Viele hatten sich erst im April in San Juan la Laguna niedergelassen. Dass sie nun als Gruppe wegziehen müssten, sei traurig - auch weil einige Indios ihre jüdischen Nachbarn durchaus gemocht hätten.