Gottesdienste an Ostern
Katholische Kirche erteilt der Politik eine Absage
Die katholische Kirche will der Bitte von Bund und Ländern zum Verzicht auf Präsenz-Gottesdienste an Ostern nicht nachkommen. Sie verweist vor dem wichtigsten christlichen Fest auf Erfahrungen an Weihnachten.
Der Dresdner Bischof Heinrich Timmerevers: 2020 wurde einer seiner Ostergottesdienste übertragen
Foto: Sebastian Willnow/ dpa
Die katholische Kirche hat die Bitte der Politik zurückgewiesen, an Ostern nur virtuelle Gottesdienste abzuhalten. »Zu Weihnachten haben wir gezeigt, wie wir mit Vorsicht Messe feiern können. Darauf wollen wir Ostern nicht verzichten«, twitterte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, vor dem wichtigsten christlichen Fest des Jahres. Man sei von der Bitte der Politik, darauf zu verzichten, überrascht worden – Gottesdienste seien »kein Beiwerk«.
Söder will keinen Druck auf Kirchen ausüben
Bund und Länder hatten sich bei ihren Beratungen in der Nacht zu Mittwoch entschieden, Ostergottesdienste zwar nicht zu verbieten. Sie wollen aber die Religionsgemeinschaften bitten, religiöse Versammlungen an den Osterfeiertagen wegen der hohen Corona-Inzidenzwerte ausschließlich virtuell abzuhalten. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder sagte dazu laut Redaktionsnetzwerk Deutschland auch: »Wir üben keinen Druck auf die Kirchen aus.«
Der Vertreter der Bischofskonferenz bei der Bundesregierung, Karl Jüsten, sagte dem Kirchenportal katholisch.de zufolge, es würden nun Gespräche mit dem Bundesinnenministerium und den entsprechenden Stellen auf Landesebene geführt. »Wir setzen darauf, dass einerseits die Religionsfreiheit gewahrt bleibt und die Religionsausübung an diesem höchsten Festtag der Christenheit möglich ist«, sagte Jüsten demnach. »Zugleich wird die Kirche alles tun, um die notwendigen Hygieneregeln einzuhalten.«
Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) ließ ihren Umgang mit der Bitte zunächst noch offen und kündigte eine Erklärung nach den Beratungen mit der Politik an. Der Ratsvorsitzende der EKD, Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, sagte den Zeitungen der Funke Mediengruppe, »der Beschluss des Corona-Gipfels hat uns sehr überrascht, zumal davon das wichtigste Fest der Christen betroffen wäre.«
Die EKD werde sich nun zunächst erläutern lassen, warum die bewährten Hygieneschutz-Maßnahmen nicht mehr ausreichen sollen. »Anschließend werden wir in unseren Gremien beraten, wie wir mit der Bitte umgehen.«
Die evangelische Landeskirche in Württemberg kündigte jedoch bereits an, der Bitte der Politik ebenfalls nicht nachkommen zu wollen: »Zum gegenwärtigen Zeitpunkt sehen wir keine Notwendigkeit, unsere strengen, bewährten und nachhaltigen Regelungen für Präsenzgottesdienste zu ändern.«
Voll besetzter Kölner Dom an Ostern 2010: »Wir üben keinen Druck auf die Kirchen aus«
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Im vergangenen Jahr hatten die Kirchen im Lockdown auf öffentliche Ostergottesdienste verzichtet. Zu Weihnachten gab es Gottesdienste mit besonders strengen Regeln: Viele Gemeinden verlagerten die Feiern nach draußen, verlangten Anmeldungen und begrenzten die Besucherzahlen stark.