Papst-Erlaubnis Aids-Kranke sollen Kondome tragen dürfen
Rom - Nach Angaben eines Kurienkardinals will der Vatikan HIV-Infizierten den Gebrauch von Präservativen erlauben. Der Kirchenstaat arbeite an einem entsprechenden Dokument, das demnächst veröffentlicht werden soll, sagte der vatikanische Gesundheitsbeauftragte Kardinal Javier Lozano Baragàn in einem Interview mit der italienischen Zeitung "La Repubblica".
Bisher hat die katholische Kirche den Gebrauch von Kondomen für Aids-Kranke oder HIV-Infizierte auch in der Ehe strikt abgelehnt. Die Zeitung nannte die Entscheidung eine wichtige Kurskorrektur des Vatikans. Beobachter in Rom meinen, ein Kurienkardinal könne sich nur dann öffentlich zu einem solch heiklen Thema äußern, wenn dies zuvor mit Papst Benedikt XVI. abgesprochen ist, schrieb das Blatt.
"Es handelt sich um ein sehr schwieriges und delikates Thema", sagte der Kardinal, der als enger Vertrauter von Papst Benedikt XVI. gilt. "Es war Benedikt, der eine Prüfung dieser besonderen Frage einer Benutzung von Kondomen von Seiten Aids-Kranker verlangt hatte", fügte der Kurienkardinal hinzu. Wie sich die Neuregelung des Vatikans im Einzelnen darstellen wird, ist noch nicht bekannt.
Bereits in der letzten Woche hatte der in Italien einflussreiche Ex-Erzbischof von Mailand, Kardinal Carlo Maria Martini, mit dem gleichen Vorschlag für Schlagzeilen gesorgt. "Es muss alles getan werden, um Aids zu bekämpfen. In gewissen Situationen stellt der Gebrauch eines Präservativs das geringere Übel dar", sagte Martini der italienischen Wochenzeitschrift "L'Espresso".
Dagegen hatte vor allem der vor einem Jahr gestorbene Papst Johannes Paul II. stets einen sehr viel strengeren Kurs verfolgt: Er lehnte Kondome auch zur Vorbeugung von Aids und Geschlechtskrankheiten ab. Stattdessen forderte er sexuelle Enthaltsamkeit.