Katholische Kirche Papst führt weltweite Meldepflicht für Missbrauchsfälle ein

Katholische Kleriker und Ordensleute sind künftig verpflichtet, Erkenntnisse über Missbrauchsfälle kirchenintern weiterzuleiten. Staatliche Stellen müssen jedoch nicht informiert werden.
Papst Franziskus (am 7. Mai im mazedonischen Skopje)

Papst Franziskus (am 7. Mai im mazedonischen Skopje)

Foto: Andreas SOLARO/ AFP

Papst Franziskus hat für die gesamte katholische Kirche eine interne Meldepflicht für Fälle sexuellen Missbrauchs erlassen. Für Kleriker und Ordensleute werde ab Juni die Verpflichtung eingeführt, innerhalb der Kirche Missbrauchs- und Vertuschungsfälle umgehend anzuzeigen, teilte der Vatikan mit.

"Während diese Verpflichtung bis dato in einem gewissen Sinne dem persönlichen Gewissen überlassen war, wird sie nunmehr zu einer universell gültigen Rechtsvorschrift", erklärte der Chefredakteur der Kommunikationsabteilung des Vatikans, Andrea Tornielli. Das Gesetz  soll am 1. Juni in Kraft treten. Eine Meldepflicht an staatliche Stellen ist nicht explizit vorgesehen.

In dem apostolischen Schreiben "Vos estis lux mundi" (Ihr seid das Licht der Welt) heißt es zudem, die katholischen Diözesen in aller Welt müssten bis spätestens Juni nächsten Jahres "ein oder mehrere dauerhafte und der Öffentlichkeit leicht zugängliche" Anlaufstellen für Anzeigen einrichten.

Die katholische Kirche steckt seit Jahren wegen Missbrauchsskandalen in vielen Ländern der Welt - auch in Deutschland - in einer schweren Krise. Während des Pontifikats von Franziskus' Vorgänger Benedikt XVI. kam ans Licht, dass sich massenhaft Geistliche an Kindern vergangen hatten und von Oberen gedeckt wurden. Franziskus steht unter Druck, seinen Worten von einer "Null Toleranz"-Politik auch Taten folgen zu lassen.

Das nun veröffentlichte sogenannte Motu proprio ist eine Folge des Antimissbrauchsgipfels, zu dem der Papst Ende Februar die Vorsitzenden aller Bischofskonferenzen in den Vatikan geladen hatte. Danach war kritisiert worden, dass der Pontifex keine umfassenden Schritte im Kampf gegen den Missbrauch von Kindern unternommen hat. Zuletzt stellte Franziskus einzig für den kleinen Vatikanstaat - in dem kaum Kinder leben - entsprechende Regeln auf.

mxw/dpa
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