Prügelvorwürfe Bischof Mixa geht in die Offensive

Sieben ehemalige Heimkinder haben bislang erklärt, Bischof Mixa habe sie während seiner Zeit als Stadtpfarrer geschlagen. Er dementiert das vehement. Nun verlangt das Bistum Einsicht in die eidesstattlichen Erklärungen der mutmaßlichen Opfer - und beklagt "Anschuldigungen aus dem Halbdunkel".
Bischof Mixa: "Schutzlos ausgesetzt"

Bischof Mixa: "Schutzlos ausgesetzt"

Foto: Rolf Haid/ dpa

Augsburg - Schläge mit der Hand, mit dem Stock, mit dem Teppichklopfer: Allein der "Süddeutschen Zeitung" liegen mittlerweile die eidesstattlichen Erklärungen von sieben ehemaligen Heimbewohnern vor, die behaupten, von Walter Mixa während seiner Zeit als Stadtpfarrer im bayerischen Schrobenhausen misshandelt worden zu sein. Der "Donaukurier" berichtet von drei weiteren Menschen, die Übergriffe erlebt haben wollen. Mixa hat die Misshandlungsvorwürfe gegen ihn stets energisch zurückgewiesen.

Jetzt geht der Bischof in die Offensive - sein Sprecher verlangt von der "Süddeutschen Zeitung", die Erklärungen "offenzulegen". "Es geht nicht an", sagte der Öffentlichkeitsreferent des Bistums, Dirk Hermann Voß, der "Bild am Sonntag", dass ein "Bischof schutzlos Anschuldigungen aus dem Halbdunkel ausgesetzt wird."

Die Angaben seien zum Teil widersprüchlich und hätten sich in der Diskussion auch wiederholt verändert.

Mixa erneuerte zugleich seine Einladung, mit ehemaligen Heimbewohnern persönlich über deren Erfahrungen und Vorwürfe zu sprechen, und weitete diese aus: "Wenn die Männer und Frauen, die Vorwürfe gegen mich erheben, aus irgendwelchen Gründen nicht persönlich mit mir sprechen wollen, bitte ich diese, mit dem externen Beauftragten der Diözese für Missbrauch und Gewalt, Herrn Otto Kocherscheidt, zu sprechen und ihre Anschuldigungen persönlich darzulegen. Ich möchte in dieser Angelegenheit die Vorwürfe geklärt haben."

Afghanistan-Besuch abgesagt

Einen Besuch bei Bundeswehrsoldaten in Afghanistan, der für kommende Woche geplant war, hat Mixa unterdessen abgesagt.

Mixa ist Militärbischof der katholischen Kirche. Er habe "wegen wichtiger Aufgaben in seiner Diözese Augsburg" die geplante Reise, die von Dienstag bis Samstag nächster Woche hätte dauern sollen, absagen müssen, sagte eine Sprecherin des Militärbischofsamts in Berlin. Mixa wolle die Reise später nachholen.

Die Bundesregierung wollte sich nicht zu den Vorwürfen gegen Mixa äußern. Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums sagte auf die Frage, ob Mixa als Militärbischof das uneingeschränkte Vertrauen von Ressortchef Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) habe, man könne sich zum jetzigen Zeitpunkt nicht auf Grundlage von Spekulationen äußern.

Zur Aufklärung der Vorwürfe setzte die Katholische Waisenhausstiftung in Schrobenhausen als Sonderermittler den Ingolstädter Rechtsanwalt Sebastian Knott ein.

Knott teilte am Freitag mit, er könne bisher "keine Wertung geben". Die weiteren Nachforschungen bedürften noch mehrerer Tage. Betroffene bat er, sich per Email bei ihm zu melden. Er ermittle unabhängig von den Vorwürfen körperlicher Gewalt in dem Heim auch zu möglichen finanziellen Unregelmäßigkeiten in den 1980er und 1990 Jahren, bei denen es um die satzungsgemäße Verwendung von Mitteln gehe.

Helmut Mangold, der Vorsitzende des Diözesanrates in Augsburg, verlangte erneut Aufklärung. "Es muss aufgeklärt werden, welche Rolle der Stadtpfarrer Mixa damals gespielt hat", sagte Mangold. Er setze dabei auf den neutralen Sonderermittler. "Aufklärung bedeutet, dass man wirklich beide Seiten intensiv befragen muss."

Er persönlich vertraue weiter dem Bischof, betonte Mangold. Das bedeute aber nicht, dass er den mutmaßlichen Opfern Lüge unterstelle.

Papst zu weiteren Treffen mit Missbrauchsopfern bereit

Papst Benedikt XVI. hat derweil seinen Willen zu einem weiteren Treffen mit Opfern sexuellen Missbrauchs durch Geistliche bekräftigt. Das Oberhaupt der katholischen Kirche sei dazu bereit, sagte Vatikansprecher Federico Lombardi am Freitag im Radio Vatikan. Viele Opfer wollten keine finanzielle Entschädigung, sondern moralischen Beistand, so Lombardi.

Der Papst hatte bereits in dem Mitte März veröffentlichten Brief an die Gläubigen in Irland seine Bereitschaft zu einem Treffen mit Missbrauchsopfern erklärt. Er hatte 2008 in Australien und in den USA Gespräche mit Opfern geführt.

Die geeignete Auswahl und Ausbildung angehender Priester werde entscheidend sein, künftige Missbrauchsfälle zu vermeiden, sagte Lombardi weiter. Die Kirche werde weiterhin ihre eigenen Ermittlungen "mit Entschlossenheit und Wahrhaftigkeit" führen und mit den staatlichen Behörden zusammenarbeiten. "Nur auf diese Weise können wir tatsächlich eine Atmosphäre der Gerechtigkeit und des vollen Vertrauens in die kirchlichen Institutionen wiederherstellen", sagte Lombardi.

Das Bekanntwerden zahlreicher Fälle von sexuellem Missbrauch von Kindern durch Priester weltweit hatte die katholische Kirche in eine der tiefsten Krisen der vergangenen Jahrzehnte gestürzt.

pad/AFP/dpa
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