Remo Largo galt als profilierter Erziehungsexperte, sein Buch "Babyjahre" ist seit den Neunzigerjahren ein Bestseller unter jungen Eltern. Nun ist der Schweizer Entwicklungsforscher gestorben. Das berichten übereinstimmend der Zürcher "Tagesanzeiger" sowie das "St. Galler Tagblatt" unter Berufung auf die Familie beziehungsweise auf einen engen Freund des Mediziners. Largo wurde 76 Jahre alt.
Largo war der wohl bekannteste Kinderarzt der Schweiz. Der 1943 in Winterthur geborene Largo studierte Medizin und leitete die Abteilung "Wachstum und Entwicklung" an der Universitäts-Kinderklinik Zürich. In mehreren Studien zeichnete er die Entwicklung Hunderter Kinder von der Geburt bis zur Adoleszenz nach.
"Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht"
Nach diesen viel beachteten Arbeiten befasste er sich in den vergangenen Jahren zunehmend mit der Lebenszufriedenheit von Erwachsenen. Darum ging es auch in seinem im Sommer erschienenen Buch "Zusammen leben. Das Fit-Prinzip für Gemeinschaft, Gesellschaft und Natur". Lesen Sie dazu hier ein SPIEGEL-Interview mit Largo.
Ihn faszinierte das soziale Miteinander der Menschen und wie sie sich das in der anonymen Massengesellschaft bewahren. "Wohlfühlen können wir uns nur in der Gemeinschaft mit vertrauten Menschen, die auch unsere Schwächen akzeptieren", sagte er. "Ohne die Akzeptanz, so wie wir sind, fehlen die emotionale Sicherheit und soziale Anerkennung."
Laut "Tagesanzeiger" stand Largo, dem diese Anerkennung sicher war, besonders bei Kindern für einen "achtsamen, liebevollen, geduldigen Umgang". Er prägte demnach den Spruch: "Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht." Vielleicht ist diese Einstellung auch in der Biografie des Arztes begründet: Der Zeitung zufolge hatte er als Kind in Winterthur sechs Jahre lang selbst unter einem überforderten und gewalttätigen Pädagogen gelitten.
Largo hatte auch selbst Kinder. Der Vater dreier Töchter lebte zuletzt mit seiner Ehefrau in Uetliburg im Kanton Sankt Gallen.