
Der schönste Tag: Wie Russen heiraten
Hochzeiten in Russland Diebische Freude
Roman Mokrov kennt sich aus mit russischen Hochzeitsfeiern - mehr als 500 hat er bereits fotografiert. Seine Bilder geben einen Einblick in die Aufregung und Freude, aber auch in die Peinlichkeiten des "schönsten Tags im Leben". Die Gäste ließen ihren Gefühlen und Emotionen freien Lauf, sagt Mokrov. Für einen Tag können sie ihre Sorgen und Alltagsprobleme vergessen und an ein Märchen glauben.
Auch in modernen Zeiten haben alte Bräuche bei vielen Hochzeiten einen festen Platz, so wie diese Tradition in Russland: Gäste verkleiden sich als Diebe und stehlen der Braut den Schuh. Zurück gibt es ihn nur gegen Geld - gespendet von der restlichen Hochzeitsgesellschaft. Dafür müssen sich Brautpaar oder Trauzeugen mit peinlichen Aktionen revanchieren und beispielsweise einen Lambada tanzen.
Jede Hochzeit hat ihre Schlüsselmomente, die der Fotograf festhalten muss: Die Eheleute tauschen die Ringe aus, die Braut wirft den Strauß, das Auto wird mit Blumen geschmückt. Es sei eine der Herausforderungen, genau diese Momente festzuhalten - eine zweite Chance gebe es nicht, sagt Mokrov. Und noch eine andere Herausforderung sieht er: "Das Wichtigste ist, sich bis zum Abend nicht vollzusaufen und die Kamera nicht zu verlieren. Für gewöhnlich bieten Gäste dem Fotografen sehr hartnäckig an, dem 'Hochzeitspaar Respekt zu erweisen' und auf dessen Gesundheit zu trinken."
Hier sehen Sie, wie man in Russland heiratet:

Der schönste Tag: Wie Russen heiraten
Mokrov fing 2007 aus finanziellen Gründen an, die Feste zu fotografieren. Mittlerweile sieht er die Bilder als Teil seiner künstlerischen Arbeit: Das Moscow Museum of Modern Art zeigte eine Auswahl der Fotografien zusammen mit einer Videoperformance: Mokrov hatte eine von ihm inszenierte Hochzeit gefilmt , um die Museumsbesucher in die Atmosphäre eines Festes eintauchen zu lassen.
Als Künstler interessieren Mokrov besonders die absurden Elemente im Leben der Russen. Und seine Hochzeitsfotos zeigen genau das: einen Bräutigam, der die Füße der Braut küsst, oder eine Frau, die Kuchenteller auf dem Dekolleté trägt.
Dem Fotografen selbst fällt eine besondere Rolle zu: "In all diesen Bildern bin ich präsent - und gleichzeitig nicht. Ich versuche, mich von der Rolle des Beobachters zu lösen. Ich weiß, dass ich ein Teil dieser Aktion bin. Anders kann es auch nicht sein."
Bei gestellten Fotos muss er dafür sorgen, dass das Ehepaar entspannt, zum Beispiel durch eine lustige Geschichte oder ein Spiel: "In der Regel können Paare überhaupt nicht posieren oder versuchen, Prominente aus Illustrierten nachzumachen." Für viele ist es das erste - und auch letzte - Fotoshooting ihres Lebens. Hier kommt Mokrov sein Studium der Psychologie zugute, das er vor seiner künstlerischen Weiterbildung abschloss.
Mokrov selbst hielt bereits zweimal um die Hand derselben Frau an. Er und seine Verlobte wurden nämlich zur russischen Fernsehsendung "Ein idealer Hochzeitsantrag" eingeladen - in der er seine Frage wiederholte. Die Antwort lautete auch hier: "Ja!"