Katholische Kirche Schwule Priester sollen in Alpen-Kloster "geheilt" werden

Für den polnischen Geistlichen Krzysztof Charamsa muss das Coming-out besonders schwer gewesen sein: Die katholische Kirche schickt einem Medienbericht zufolge schwule Priester zur "Heilung" ins Kloster - zusammen mit Pädophilen und Drogensüchtigen.
Katholisches Familienidyll: Mann, Frau und Baby sowie zahlreiche Geistliche auf der Familiensynode

Katholisches Familienidyll: Mann, Frau und Baby sowie zahlreiche Geistliche auf der Familiensynode

Foto: Ettore Ferrari/ AP/dpa

Erst das Coming-out des polnischen Priesters Krzysztof Charamsa am Wochenende und nun das: Die italienische Zeitung "La Repubblica"  berichtet über ein Kloster in den Alpen, in dem die katholische Kirche Homosexuelle "heilen" wolle. Dabei warnte Papst Franziskus auf der wichtigen Familiensynode in Rom am Wochenende noch vor einer "Kirche mit verschlossenen Türen".

Im Kloster Venturini in Trient würden Priester, die "unangemessene sexuelle Tendenzen zeigen" in eine "Zeit der Ausbildung, persönlichen Reflexion und Erleuchtung" geschickt, schreibt das Blatt unter Berufung auf einen Ordenssprecher. Auch Pädophile sowie männliche Drogen- und Alkoholabhängige würden in dem Kloster behandelt.

Das Blatt berichtet unter anderem von einem früheren Ordensmann, Mario Bonfante, der nach Venturini geschickt werden sollte, nachdem bekannt wurde, dass er schwul ist. Derzeit befänden sich jedoch keine Priester in der Einrichtung. Den Angaben zufolge weigerte sich Bonfante, im Kloster den "rechten Weg" zu finden, und wurde gefeuert - so wie am Wochenende der bis dahin hochrangige polnische Monsignore Charamsa.

Wegen des Coming-outs des 43-Jährigen einen Tag vor Beginn der Synode begann das Treffen über die Haltung der katholischen Kirche zu den Themen Ehe, Familie und Homosexualität in angespannter Atmosphäre. Insgesamt 270 Bischöfe streiten dort derzeit über das Familienbild in der katholischen Kirche.

Charamsa kehrte Rom unterdessen den Rücken. Zusammen mit seinem Lebensgefährten, dem Katalanen Eduardo Planas, sei er am Montagnachmittag am Flughafen Fiumicino eingetroffen, um für einen Flug nach Barcelona einzuchecken, meldete die Nachrichtenagentur dpa unter Berufung auf die italienische Agentur Ansa. Statt eines schwarzen Talars habe er Zivil mit einem blau-gestreiften Hemd getragen. Der durch Charamsa bekannt gewordene Umgang der Kirche mit homosexuellen Geistlichen dürfte die Diskussionen in Rom weiter befeuern.

Der von Pater Mario Venturini 1928 gegründete Priesterkonvent in den italienischen Alpen wiederum bietet laut eigener Homepage  in einem großen Haus "verschiedene Therapiemöglichkeiten und Arbeitsgemeinschaften" und sei auf das Familienleben spezialisiert. Das Wort Homosexualität taucht auf der Seite nicht auf. Darüber, welche geistlichen oder psychotherapeutischen Methoden in dem Orden genau zur Anwendung kommen sollen, machte ein Sprecher der Gemeinschaft "La Repubblica" zufolge keine Angaben. Für Schlagzeilen habe der Konvent jedoch im Jahr 1983 bereits einmal gesorgt: Damals sei ein 71-jähriger Priester mit einem Kreuz getötet worden.

apr
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