Staatsbesuch in Berlin Papst äußert Verständnis für Kritiker

Zum Auftakt seines Staatsbesuchs hat sich Benedikt XVI. zu seinen deutschen Wurzeln bekannt - und Verständnis für Kritiker geäußert: "Das ist normal in einer freien Gesellschaft." Er komme freudig nach Deutschland.
Staatsbesuch in Berlin: Papst äußert Verständnis für Kritiker

Staatsbesuch in Berlin: Papst äußert Verständnis für Kritiker

Foto: PATRIK STOLLARZ/ AFP

Berlin - Um 10.16 Uhr landete die Maschine der italienischen Fluggesellschaft Alitalia auf dem Flughafen Berlin-Tegel. Benedikt XVI. wird von Bundespräsident Christian Wulff und seiner Ehefrau Bettina, Bundeskanzlerin Angela Merkel sowie Vertretern der Regierung und der Kirche in Empfang genommen. Daraufhin fuhr der Papst und sein Gefolge nach Schloss Bellevue, wo ihn Wulff offiziell begrüßt.

In weißem Gewand und roten Schuhen trat Benedikt aus dem Flugzeug. Er wurde mit 21 Salutschüssen begrüßt. Auf dem Weg nach Berlin hatte er sich gelassen zu den angekündigten Protesten gegen seinen Besuch geäußert. "Das ist normal in einer freien Gesellschaft", so der Papst. Dagegen sei nichts zu sagen, wenn man es denn auf zivile Weise tue. Er komme freudig nach Deutschland. "Ich bin in Deutschland geboren, die Wurzel kann und soll nicht abgeschnitten werden." Dies gelte auch nun, da er oberste Verantwortung für die Weltkirche trage.

Benedikt äußerte sich auch zum Mitgliederschwund der katholischen Kirche in Deutschland: Er rief die Katholiken in Deutschland auf, der Kirche trotz der Missbrauchsskandale nicht den Rücken zu kehren. Er habe Verständnis, dass einige Menschen, insbesondere die Opfer und Angehörigen von sexuellem Missbrauch sagten, "dies ist nicht länger meine Kirche".

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Papst in Deutschland: Benedikt am Schloss Bellevue

Foto: dapd

Die Kirche solle als eine Institution gesehen werden, die im Netz des Herrn sowohl "gute wie schlechte Fische" fange, sagte das Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche. Die Kirche habe mit inneren Skandalen zu leben und müsse Wege finden, aus eigener Kraft gegen sie anzugehen. Im vergangenen Jahr hatten 181.000 Katholiken in Deutschland die Kirche verlassen - so viele wie noch nie.

Vier Tage wird Benedikt in seinem Heimatland verbringen. Mit Spannung wird die Rede des Papstes am Nachmittag vor dem Bundestag erwartet. Zuvor stehen Gespräche mit Wulff und Merkel auf dem Programm. Am frühen Abend erwarten rund 70.000 Menschen den Papst im Olympiastadion zu einer Messe.

Es ist die dritte Reise Benedikts nach Deutschland. Allerdings ist sie sein erster offizieller Staatsbesuch. Selten waren die Erwartungen vor dem Eintreffen eines Staatsoberhaupts so groß: Politiker aller Fraktionen und Vertreter der Gesellschaft hatten im Vorfeld ihre Wünsche geäußert, wozu Benedikt Stellung beziehen solle.

Insgesamt wird der Papst 17 Reden in Deutschland halten. Nach seinem Aufenthalt in Berlin wird er nach Erfurt, zum Thüringer Eichsfeld und nach Freiburg reisen. Am Sonntag ist die Rückreise nach Rom geplant.

bim/dpa/Reuters
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