

Sun City - Wer hier wohnt, will geistig und körperlich aktiv sein. Mehr als 120 Clubs bieten zahlreiche Möglichkeiten dafür - unter anderem gibt es Square Dance, Töpferkurse, Rollschuhlaufen, Computerkurse, Yoga und sogar eine Cheerleading-Gruppe. Das wäre weiter nicht allzu ungewöhnlich, wenn es sich bei Sun City im US-Bundesstaat Arizona nicht um eine jener Städte handeln würde, in die Rentner ziehen, um ihren Ruhestand zu genießen.
Normalerweise haben diese Orte den Ruf, so sehr auf Ruhe bedacht zu sein, dass eine allzu träge Atmosphäre entsteht. Das soll in Sun City anders sein. Die Stadt wurde 1959 von dem Geschäftsmann Del Webb gebaut. Er glaubte, dass Rentner gerne an einen Ort ziehen würden, an dem sie mehr bekommen als nur ein seniorengerechtes Haus mit einem Schaukelstuhl davor.
In Sun City leben rund 38.500 Personen. Das Durchschnittsalter liegt bei 72,4 Jahren. 2350 Einwohner sind älter als 85, mehr als hundert älter als 100 Jahre - eine höhere Dichte solch betagter Leute gibt es laut der Nachrichtenagentur Reuters sonst nirgendwo auf der Welt.
Die Fotografin Lucy Nicholson hat eine Woche in Sun City verbracht, die Bürger in ihrem Alltag beobachtet. Im Schwimmbad, bei Spazierfahrten, beim Tanzen, bei der Pflege von Angehörigen. Die Bilder erzählen Geschichten von Menschen, die sich dagegen wehren, dass Altern bedeutet, seine Unternehmungen einzuschränken.
In einem Blog-Eintrag beschreibt Nicholson, warum sie das Thema interessierte. Die Generation der Baby-Boomer, geboren zwischen 1946 und 1964, komme ins Rentenalter, der erste Jahrgang habe es 2011 erreicht. Das sei für sie Grund genug gewesen, sich das Original unter den US-Rentnerstädten anzuschauen.
Dabei machte Nicholson viele Begegnungen. Bei einer Tanzveranstaltung sei ihr etwa ein Witz erzählt worden, der in Sun City vielleicht näher an der Realität sei als anderswo: Ein 80-Jähriger heiratet eine 20-Jährige. Der Reporter einer Lokalzeitung fragt nach der Trauung, ob das Paar nicht fürchte, Sex könne zu vorzeitigem Tod führen. Die Antwort des frisch vermählten Ehemannes: "Wenn sie stirbt, stirbt sie."
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Die Puschel nach oben: Pat Weber, 81, und ihre Freundinnen gehören zu den Cheerleadern in Sun City. Die Stadt in den USA wurde speziell für Rentner gebaut. Fotografin Lucy Nicholson hat eine Woche den Alltag in Sun City dokumentiert.
Gelenkige Seniorin: In Sun City gibt es mehr als 120 Clubs - die Einwohner sollen viele Möglichkeiten haben, geistig und körperlich aktiv zu sein und Kontakte zu haben.
Sun City, gebaut 1959, eröffnet 1960, war die erste Kommune speziell für aktive Rentner in den USA.
Ausfahrt mit Hündchen: Im milden Klima Arizonas braucht man meist kein geschlossenes Auto.
Jimmy Trollen (l.) hat ein Boot zu einem Cabrio umgebaut. Trollen liegt mit seinen 80 Jahren nur wenige Jahre über dem Durchschnittsalter von 72,4 Jahren.
Teodora Spanjers, 80 (l.), und Ginny Bravos, 86, gehen regelmäßig gemeinsam schwimmen.
Barbara Miller, 77 (r)., und Inge Natoli, 90, üben gemeinsam Synchronschwimmen.
Der 88-jährige John Longo hat ein ehrgeiziges Ziel: Er will bei Nationalen Schwimmmeisterschaften für Senioren antreten. Dafür schwimmt er täglich eine Meile.
Auch Yogakurse gehören zum Angebot in Sun City.
Der 73-jährige Robert Harker und seine Frau Nancy, 70, haben beim Square Dance offensichtlich viel Spaß.
Mit 98 auf der Tanzfläche: Donald Smitherman küsst seine Frau Marlene am Ende eines Liedes.
Ebenfalls beliebt: Die Bowlingbahn
Earl Gilbert, 97, geht es lieber etwas geruhsamer an: Er spielt gerne Schach.
Constantine Moundalexis gehört mit seinen 55 Jahren zu den jüngeren Einwohnern der Stadt. Er ist in Sun City ins Haus neben dem seiner Mutter Catherine Morgan eingezogen, um sie zu pflegen. Hier zeigt er der 82-Jährigen ein Bild von ihrem Schulabschluss.
Auch das gehört zum Alltag in Sun City: Ein Polizist entfernt einen toten Kojoten von einer Straße.
Curtis Hay, 82, arbeitete 30 Jahre lang für Boeing. Jetzt lebt er in Sun City, wo er gerne Billard spielt.