Erste Synodalversammlung Katholiken leiten Reformprozess ein

Gottesdienst zum Auftakt der Synodalversammlung: "Nicht mehr so viel Zeit"
Foto: Peter Juelich/ epdMit kontroversen Diskussionen ist die erste Synodalversammlung in Frankfurt zu Ende gegangen. Die Teilnehmer des katholischen Reformprozesses Synodaler Weg sprachen dort am Samstag über Sexualität, Zölibat und die Position von Frauen in der Kirche.
"Verheiratete Priester zuzulassen, heißt nicht, den Zölibat abzuschaffen", sagte der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode zum Thema Ehelosigkeit bei Priestern. "Ich bin für beides, zur bewussten Entscheidung zum Zölibat." Der Kölner Weihbischof Dominikus Schwaderlapp versicherte, er lebe gern den Zölibat, "mit allen Höhen und Tiefen".
Auch CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer plädierte für eine Abschaffung des Zölibats. Das könne helfen, "mehr Menschen für diesen Dienst zu begeistern", sagte die Katholikin den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland. "Die Lebensentscheidung, ohne Familie zu leben, ist für viele eine zu große Hürde."
"Wenn nichts passiert, dann implodiert die Kirche"
Besonders zahlreiche Wortmeldungen gab es auf der Synodalversammlung zu Frauen in Diensten und Ämtern der Kirche. Es gehe dabei auch um die Zukunftsfähigkeit der Kirche, sagte Claudia Lücking-Michel vom Zentralkomitee der deutschen Katholiken. "Das Weiterbestehen der Kirche hängt davon ab." Eine andere Synodalvertreterin sagte: "Die jungen Frauen sind nicht mehr bereit, diese Dinge auszuhalten. Die werden sich nicht mehr abarbeiten, sie werden wegbleiben."
Die katholische Kirche in Deutschland hat als Konsequenz aus dem Missbrauchsskandal einen Reformprozess gestartet, den Synodalen Weg. Oberstes Organ ist dabei die aus 230 Bischöfen, Gläubigen und Vertretern verschiedener Berufe in der Kirche besetzte Synodalversammlung. Während des insgesamt zweijährigen Prozesses werden die Mitglieder noch drei weitere Male zusammenkommen.
Dieser Gesprächsprozess sei so etwas wie eine letzte Chance, hatten insbesondere Reformgruppen zuvor gemahnt. "Wenn nichts passiert, dann implodiert die Kirche in den nächsten zehn Jahren", prophezeite Monika Humpert, Sprecherin der Frankfurter Gruppe von Maria 2.0. Dieser Zusammenschluss will die katholische Kirche von innen reformieren, unter anderem tritt er bundesweit für Frauen in Priesterämtern, die Abschaffung des Zölibats sowie die rückhaltlose Aufklärung der Missbrauchsvorwürfe ein.
Einiges war in Frankfurt auch äußerlich anders als bei anderen Veranstaltungen der katholischen Kirche: Beim Einzug zum Eröffnungsgottesdienst am Donnerstag zogen nicht etwa die Bischöfe in prunkvollem Ornat vor den Laien vorneweg, sondern gingen gemeinsam mit allen anderen von der Dompfarrei in den Dom, durch ein Spalier von Frauen mit Plakaten, die "gleiche Rechte, gleiche Würde" forderten. Und bei den Männern im schwarzen Anzug mit weißem Hemd oder Priesterkragen war optisch nicht zu unterscheiden, wer hier Bischof und wer nur Pfarrer war.
In der Plenarversammlung entschied das Alphabet über die Sitzordnung, nicht der jeweilige Rang. Gleich zu Beginn wurde bei einer Änderung der Geschäftsordnung die Position der auf der Synodalversammlung vertretenen Frauen gestärkt. Bei entsprechendem Antrag gilt künftig ein Beschluss der Versammlung nur dann als angenommen, wenn eine Mehrheit der teilnehmenden Frauen ihm zugestimmt hat.
"Ich liebe meine Kirche, aber ich leide auch an ihr"
"Wir haben schon mal das Hören geübt", sagte der Limburger Bischof Georg Bätzing und zeigte sich überzeugt: "Wir finden zusammen." Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, sagte: "Das Anliegen aller, die Kirche voranzubringen, war spürbar."
Von einer "großartigen Zukunftswerkstatt unserer Kirche" sprach der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode zum Abschluss. "Wir haben eine gemeinsame Erfahrung gemacht, die man nicht auslöschen kann", sagte er und sprach vor allem das engagierte Auftreten junger Menschen an.
Stehend applaudierten die meisten der Teilnehmer einem jungen Transsexuellen, der über Enttäuschung und Missachtung sprach, sich als Opfer von Missbrauch durch einen Priester offenbarte. "Meine Berufung ist zurzeit auf eine Probe gestellt", bekannte die Benediktinerin Philippa Rath zu Beginn der Versammlung. "Ich liebe meine Kirche, aber ich leide auch an ihr. Und ich schäme mich für sie."