

Erstmals seit Wochen haben Krokodile auf einer Farm in Honduras wieder etwas zu fressen bekommen. 10.500 Kilogramm Hühnerfleisch seien für die geschätzt 11.000 Krokodile auf der Cocodrilos Continental Farm in San Manuel geliefert worden, erklärte ein Vertreter der örtlichen Forstbehörde ICF. Mit zusätzlich 2000 Kilogramm Rinderinnereien, die eine andere Firma gespendet habe, werde der Vorrat für zwei bis drei Tage reichen, teilte der Verwalter der Farm mit.
Pablo Dubón vom ICF erklärte, man arbeite mit der Gemeinde San Manuel und Vertretern von Tierschutzorganisationen an einem Notfallplan für die Versorgung der Reptilien - solange keine langfristige Lösung in Sicht sei. Die seit Wochen nicht bezahlten Angestellten der Tierfarm sollten vorübergehend Lebensmittel für ihre Arbeit erhalten, damit der Betrieb aufrechterhalten werden könne, sagte Dubón.
Am Montag war bekannt geworden, dass den etwa 11.000 Krokodilen und sieben Löwen auf der Anlage der Hungertod droht, weil das Vermögen der Besitzer von den US-Behörden eingefroren wurde. Mindestens 40 Krokodile seien bereits verendet, hieß es. Ein Sturm der Entrüstung brach los, Zeitungen wie "La Tribuna" warnten vor drohendem Kannibalismus unter den ausgehungerten Tieren.
Die Farm gehört der in Honduras sehr einflussreichen Familie Rosenthal. Am 7. Oktober hatte das US-Finanzministerium mitgeteilt, dass es unter anderem gegen den 79-jährigen Multimillionär Jaime Rosenthal und seinen Sohn Yani wegen des Verdachts der Geldwäsche und des Drogenhandels ermittele.
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Krokodilfarm im honduranischen San Manuel: Ein hungriges Krokodil kaut auf einem Stück Holz herum.
Cocodrilos Continental: Auf der Farm leben etwa zehntausend Krokodile. Doch seit Wochen bekommen die Tiere offenbar kaum noch etwas zu fressen.
Die Krokodilfarm gehört den Rosenthals, einer mächtigen Familie in Honduras, die ihr Geld unter anderem mit Banken, Medien, Immobilien, Tourismus, Viehzucht und Landwirtschaft verdient.
US-Behörden haben die Konten der Besitzerfamilie eingefroren - wegen Verdachts auf Geldwäsche und Drogenhandel. Die Krokodilfarm ist zwar nicht direkt von den Sanktionen betroffen, doch die Auswirkungen sind auch dort zu spüren. Es fehlt offensichtlich an Geld, um die Tiere zu versorgen und die Arbeiter zu bezahlen, wie ein Mitarbeiter der honduranischen Forstbehörde sagt.
Familienoberhaupt Jaime Rosenthal (2011): Ende der Achtziger war er Vizepräsident von Honduras.
Die Rosenthals, eine der reichsten Familien des Landes, galten lange Zeit als unantastbar. Yani Rosenthal hatte von 2006 bis 2009 einen Ministerposten in der Regierung.
Die Rosenthals exportieren Krokodilhaut und Krokodilfleisch.
Es wird an einem Notfallplan zur Versorgung der Tiere gearbeitet.
Die etwa zehntausend Krokodile werden auf der Farm in 135 Pools gehalten.