

Oslo - Die Flaggen in Oslo hingen auf Halbmast, vor der Kathedrale legten Menschen Blumen nieder, Kinder ließen Seifenblasen steigen: Bei einer offiziellen Trauerfeier wurde mit Namen und Fotos der Opfer des Massakers von Utøya und der Bombenexplosion im Osloer Regierungsviertel gedacht. Als während der zweistündigen Zeremonie am Sonntag die Namen der 77 Toten verlesen wurde, brachen viele der 6700 Zuhörer in der Spektrum-Arena in Tränen aus, andere standen zum Zeichen des Respekts auf.
An der Veranstaltung in der mit Kerzenlicht erleuchteten Arena nahmen die Familien der Opfer, Überlebende und Vertreter der Rettungskräfte teil. Auch Mitglieder der nordischen Königshäuser, darunter das Kronprinzenpaar Haakon und Mette-Marit, Kronprinzessin Victoria von Schweden, Kronprinz Frederik von Dänemark zählten zu den Gästen.
Zwischen Ansprachen und Musikstücken erzählten Überlebende von ihren Ängsten und dem Kampf, das Trauma zu überwinden: "Ich habe immer noch Angst...und habe die Jalousien in meinem Büro geschlossen, damit ich die Zerstörung nicht sehe", sagte Eva Hilderum, eine Angestellte des Transportministeriums, von ihrem Leben nach dem Bombenanschlag.
"Hass mit Argumenten bekämpfen"
Der rechtsradikale Attentäter Anders Breivik hat jedoch sein Ziel verfehlt: Norwegen steht weiterhin für eine offene und tolerante Gesellschaft. Dies machten alle noch einmal deutlich. "Ich glaube weiterhin daran, dass die Freiheit stärker ist als die Angst. Ich glaube weiterhin an eine offene norwegische Demokratie und Gesellschaft. Und ich glaube weiterhin an unsere Fähigkeit, in unserem eigenen Land frei und sicher zu leben", sagte König Harald V. bei der live im Fernsehen übertragenen Gedenkfeier.
Musiker spielten Werke von Mozart bis zu norwegischem Rap. Die Popgruppe A-ha stand zum ersten Mal seit ihrer Trennung im Jahr 2010 mit dem Song "Stay On These Roads" wieder gemeinsam auf der Bühne. Zuvor hatte die Sängerin Susanne Sundfør die Zeremonie mit dem bekannten norwegischen Lied "Mein kleines Land" eröffnet.
Gegen Ende der Feier riefen Vertreter der Weltreligionen und der Humanistischen Gesellschaft zu Toleranz auf. Ministerpräsident Jens Stoltenberg sagte, das Volk habe "gegen den Hass gewonnen". Aber Norwegens Gesellschaft werde wachsam bleiben, wenn es um Extremismus geht, und "Hass mit Argumenten bekämpfen", sagte Stoltenberg. "Wir brauchen euch alle. Egal wo ihr wohnt, egal zu welchem Gott ihr betet. Jeder von uns kann Verantwortung übernehmen. Jeder von uns kann die Freiheit bewachen."
Die Norweger rief Stoltenberg dazu auf, die Familien der Opfer mit einfachen Gesten im Alltag zu unterstützen, ihnen etwa Kuchen vorbeizubringen oder sie zu Ausflügen einzuladen. "Die Trauer der Familien können wir nur erahnen: den leeren Stuhl beim Sonntagsessen, ein Geburtstag ohne das Geburtstagskind, das erste Weihnachtsfest."
SPIEGEL+-Zugang wird gerade auf einem anderen Gerät genutzt
SPIEGEL+ kann nur auf einem Gerät zur selben Zeit genutzt werden.
Klicken Sie auf den Button, spielen wir den Hinweis auf dem anderen Gerät aus und Sie können SPIEGEL+ weiter nutzen.
Zeichen der Trauer: Eine Rose und eine norwegische Flagge lagen am Sonntag vor der Kathedrale in Oslo.
Bei einer offiziellen Trauerfeier wurde mit Namen und Fotos der Opfer des Massakers von Utøya und der Bombenexplosion im Osloer Regierungsviertel gedacht. "Ich glaube weiterhin daran, dass die Freiheit stärker ist als die Angst. Ich glaube weiterhin an eine offene norwegische Demokratie und Gesellschaft. Und ich glaube weiterhin an unsere Fähigkeit, in unserem eigenen Land frei und sicher zu leben", sagte König Harald V. bei der live im Fernsehen übertragenen Gedenkfeier.
Kronprinzessin Victoria von Schweden und der schwedische Premierminister Fredrik Reinfeldt reisten an und legten ebenso wie...
...Dänemarks Premierminister Lars Lokke Rasmussen Blumen nieder.
Ministerpräsident Jens Stoltenberg, sagte, das Volk habe "gegen den Hass gewonnen".
Erinnerung an die Opfer: Ein Junge ließ Seifenblasen steigen.
Melden Sie sich an und diskutieren Sie mit
Anmelden