Explosion in Bergwerk: Hunderte Tote bei schwerem Grubenunfall in der Türkei
Foto: Cem Oksuz/ dpaSoma - Bei einem schweren Unglück in einem Kohlebergwerk im Westen der Türkei sind am Dienstag nach Angaben des Energieministers Taner Yildiz am Mittwochmorgen mehr als 200 Arbeiter ums Leben gekommen. Wenigstens 80 weitere Bergleute seien verletzt worden, hieß es unter Berufung auf den Bürgermeister der Stadt Soma, Mehmet Bahattin Atçi.
Es seien noch deutlich mehr Opfer zu erwarten, sagte der Minister. 400 Kumpel seien noch in der Mine, hieß es in der Nacht. Je mehr Zeit verstreiche, desto kritischer werde die Lage der noch feststeckenden Kumpel.
In der Zeche war nach einer Explosion Feuer ausgebrochen. Als Ursache wird ein defekter Trafo vermutet. Mehrere Stollen des Bergwerks brachen zusammen. Die meisten Bergleute steckten in großer Tiefe etwa vier Kilometer vom Eingang der Grube entfernt fest. Viele von ihnen drohten zu ersticken. Zum Zeitpunkt der Explosion sollen nach Angabe des Ministers 787 Menschen unter Tage gewesen sein. Die Kohlemine liegt in der westlichen Provinz Manisa, rund 250 Kilometer südlich von Istanbul.
Weil sich das Unglück zum Zeitpunkt des Schichtwechsel ereignete, gab es zunächst keinen genauen Überblick über die Zahl der Verschütteten: Bei den ersten Meldungen am Nachmittag hieß es noch, 200 Bergleute seien eingeschlossen, ein Gewerkschafter gab die Zahl der Toten mit fünf an. Bereits kurz nach dem Unglück hatten sich jedoch offenbar mindestens 280 Bergleute aus der Gefahrenzone gerettet.
Minister Yildiz sagte am Abend, dass etwa 400 Rettungshelfer versuchten, die verschütteten Bergleute mit Atemluft zu versorgen. Doch diese kam offenbar kaum an, da die meisten Betroffenen in großer Tiefe eingeschlossen wurden: laut der Nachrichtenagentur AP in etwa 420 Metern Tiefe, der Agentur AFP zufolge sogar zwei Kilometer unterhalb der Erdoberfläche. Yildiz sagte, die Einsatzkräfte hätten es mit giftigem Kohlenmonoxid und CO2 zu tun. Dichter Rauch im Schacht erschwerte zusätzlich die Bergungsarbeiten.
Letzte Sicherheitsüberprüfung im März
Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan sagte wegen des Unglücks eine geplante Auslandsreise nach Albanien ab und kündigte für Mittwoch einen Besuch am Unglücksort an. Auch mehrere Oppositionsparteien schickten Delegationen nach Soma.
Das türkische Ministerium für Arbeit und soziale Sicherheit erklärte, die Grube sei zuletzt am 17. März auf Sicherheitsmängel untersucht worden, und es habe keine Beanstandungen gegeben. Türkische Medien berichteten jedoch, die Regierungspartei AKP habe erst kürzlich eine Forderung der Opposition nach einer Überprüfung der Zeche zurückgewiesen.
In der Türkei ist es in den vergangenen Jahren immer wieder zu schweren Bergwerksunglücken gekommen. Mehrfach gab es Verstöße gegen Sicherheitsbestimmungen, oder es wurden veraltete Arbeitsgeräte eingesetzt. Das folgenschwerste Unglück der vergangenen Jahrzehnte ereignete sich 1992 in einem Bergwerk in der Provinz Zonguldak. Dort starben bei einer Gasexplosion 263 Menschen.
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Schweres Unglück im Westen der Türkei: Bei einer Explosion in einem Bergwerk in Soma sollen mindestens 157 Menschen ums Leben gekommen sein - Dutzende weitere Bergleute wurden verletzt.
Er hat die Katastrophe überlebt: Rettungskräfte stützen einen geretteten Arbeiter.
Anfangs hieß es, nach einer Explosion und einem Feuer seien fünf Bergleute umgekommen und Hunderte eingeschlossen. Doch am späten Abend wurden immer mehr tote und schwer verletzte Kumpel aus dem Bergwerk geborgen.
Bergleute bringen einen Überlebenden in Sicherheit. Das Unglück ereignete sich in Soma, rund 250 Kilometer südlich von Istanbul.
Ursache der Explosion in der Provinz Manisa war ersten Untersuchungen zufolge offenbar ein Defekt in der Elektrik.
Die Lage an der Unglückszeche war am Abend zunächst unübersichtlich: Durch die Explosion in der Mine sollen ursprünglich fast 600 Minenarbeiter eingeschlossen gewesen sein.
Viele Bergleute sollen tief in der Zeche eingeschlossen worden sein, sagte Energieminister Taner Yildiz am Dienstagabend. Austretende Giftgase behinderten demnach zusätzlich die Rettungsarbeiten.
Familienangehörige am Unglücksort: Wie viele Menschen bei dem Unglück verletzt oder getötet wurden, war zunächst unklar.
Bergwerk in Soma: Fast 600 Arbeiter waren zum Zeitpunkt der Explosion unter Tage.
Hunderte Angehörige und Freunde der Minenarbeiter versammelten sich bereits am Dienstagnachmittag an der Mine in Soma.
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