Krieg in der Ukraine Russen sollen Landmaschinen gestohlen haben – und an deren elektronischer Sperre scheitern

Dieser ukrainische Landwirt bringt Ende März Saatgut aus
Foto:Joe Raedle / Getty Images
Ukrainische Traktoren und andere Landmaschinen spielen im Krieg eine wichtige Rolle. Wochenlang gingen Bilder von den Maschinen um die Welt, die zerstörte russische Panzer abschleppten . Doch genauso wie etwa das von ihnen bereits geerntete Getreide scheint auch das landwirtschaftliche Gerät selbst eine beliebte Kriegsbeute zu sein – wie offenbar im Fall eines ukrainischen Landmaschinenhändlers.
Der Geschäftsmann berichtete dem Sender CNN zufolge, dass ihm die komplette Ausrüstung gestohlen und nach Tschetschenien gebracht worden sei. Nach einer Reise von deutlich mehr als 1000 Kilometer hätten die Diebe die Maschinen jedoch nicht nutzen können, da diese mit einer elektronischen Diebstahlsicherung verriegelt worden seien.
Der CNN-Bericht legt nahe, dass der Abtransport wertvoller landwirtschaftlicher Geräte organisiert vonstattengeht. Unter Berufung auf einen Kontaktmann heißt es, bei dem Händler aus Melitopol seien zunächst zwei Mähdrescher, ein Traktor und eine Sämaschine beschlagnahmt worden. Kurz darauf seien ihm alle insgesamt 27 Maschinen weggenommen worden – und einer der verwendeten Tieflader habe ein weißes Z aufgemalt gehabt und schien ein Militärfahrzeug zu sein, heißt es mit Verweis auf Kamerabilder.
Mit GPS-Technik den Maschinen auf der Spur
Der Schaden solcher und anderer Raubzüge soll immens sein. So wurde laut CNN im Fall des Landmaschinenhändlers aus Melitopol Ausrüstung im Wert von umgerechnet fünf Millionen Dollar mitgenommen, allein die zwei Mähdrescher seien jeweils etwa 300.000 Euro Wert. Dank der GPS-Technik der gestohlenen Maschinen konnte den Angaben zufolge die Reise verfolgt werden.
Insgesamt sollen für die Aussaat sowie für die Produktion von Lebensmitteln in den genannten Gebieten 1,5 Millionen Tonnen Getreide eingelagert gewesen sein. In den vergangenen Tagen kursierte in den sozialen Medien ein Video, das den Abtransport von Getreide aus den besetzten Regionen zeigen soll, unabhängig überprüfen lässt es sich nicht.
Die Auseinandersetzung um die landwirtschaftlichen Produkte könnte zu einer Versorgungskrise mit Nahrungsmitteln führen – und womöglich noch weit darüber hinaus: Russland und die Ukraine sind wichtige Getreidelieferanten auf dem Weltmarkt. Dies dürfte die Preise für Weizen und anderes Getreide in die Höhe treiben.
In manchen Ländern, die von den Lieferungen besonders abhängig sind, droht das Getreide durch die Lage gar knapp zu werden. Deutschland importiert immerhin üblicherweise nur wenig Weizen aus den beiden Ländern.