

Jakarta - Es ist eine besonders streng muslimische Provinz, in der 65 Punks nun Opfer der indonesischen Polizei wurden. Nach einem Punk-Rock-Konzert in Aceh wurden die Jugendlichen, unter ihnen fünf Frauen, festgenommen. Polizisten entfernten anschließend ihre Piercings, tauschten zerrissene T-Shirts und enge Jeans gegen normale Kleidung, forderten sie zum Zähneputzen auf, scherten ihnen die Irokesenfrisuren ab - und warfen sie zur "spirituellen Reinigung" in ein Wasserbecken. Doch damit nicht genug.
Die 65 Jugendlichen wurden zur "Umerziehung" auf eine Polizeiakademie geschickt, wie der örtliche Polizeichef Iskandar Hasan am Mittwoch sagte. Dort würden sie in einem zehntägigen Kurs unter anderem in Religion und militärischer Disziplin unterrichtet. Anschließend sollen die Jugendlichen ihren Eltern übergeben werden.
Der 20-jährige Punk Fauzan war geschockt vom Vorgehen der Polizei. "Warum? Warum meine Haare?", sagte er und zeigte auf seinen kahlrasierten Kopf. "Wir haben niemanden verletzt. Auf diese Art wollen wir uns ausdrücken. Warum behandeln sie uns wie Kriminelle?"
Das will Polizeichef Hasan so nicht gelten lassen: "Wir foltern niemanden, wir verletzen keine Menschenrechte. Wir versuchen nur, sie auf den rechten moralischen Pfad zurückzubringen." Die Bevölkerung fände das Benehmen der Punks abartig. "Dies ist ein freies Land, aber es gibt Grenzen."
Die Aktion am vergangenen Wochenende war der jüngste Versuch der Behörden, strengere moralische Werte in Aceh durchzusetzen. Mit rund 240 Millionen Einwohnern ist Indonesien das bevölkerungsreichste muslimische Land der Welt - während die Menschen überwiegend ein moderates Glaubensverständnis haben, gilt in der Provinz Aceh seit 2001 die Scharia, das islamische Recht. Hier steht auf Ehebruch die Steinigung, Homosexuelle werden inhaftiert oder öffentlich mit Stöcken ausgepeitscht. Auch Punks beschweren sich seit Monaten über die Schikanen durch Polizisten.
SPIEGEL+-Zugang wird gerade auf einem anderen Gerät genutzt
SPIEGEL+ kann nur auf einem Gerät zur selben Zeit genutzt werden.
Klicken Sie auf den Button, spielen wir den Hinweis auf dem anderen Gerät aus und Sie können SPIEGEL+ weiter nutzen.
Scherenschnitt: Polizisten rasieren den Besuchern eines Punk-Konzerts die Haare ab. 65 von ihnen wurden anschließend zur Umerziehung auf die Polizeiakademie geschickt.
Unter den Punks, die Opfer der Schikane wurden, waren auch fünf Frauen.
Die kahlgeschorenen Punks mussten anschließend in einem Wasserbecken baden. "Spirituelle Reinigung" nennt das die Polizei in Indonesien. Sie beklagt eine Verrohung der Jugendlichen und will die Scharia durchsetzen, das islamische Recht.
Hier werden die Besucher des Punk-Konzerts von Polizisten abgeführt - noch tragen sie dabei ihre Haare und die "eklige" Kleidung, wie sie der örtliche Polizeichef Iskandar Hasan nannte.
Die 65 Festgenommenen sollen nun zehn Tage lang unter anderem in Religion und militärischer Disziplin unterrichtet werden. So soll ihr "Lebensstil verbessert" werden, sagte Hasan.
Melden Sie sich an und diskutieren Sie mit
Anmelden