Uno-Studie Neun von zehn Menschen hegen Vorurteile gegen Frauen

Die Uno hat untersucht, was der Gleichstellung von Frauen im Weg steht. Ihre Studie zeigt Alarmierendes: Weltweit denkt ein Viertel aller Männer und Frauen, es sei gerechtfertigt, dass Männer ihre Ehefrauen schlagen.
Gedenkveranstaltung für ermordete Frauen in Mexiko-Stadt: Mehr als ein Viertel aller Männer und Frauen weltweit denkt, es sei gerechtfertigt, dass Männer ihre Ehefrauen schlagen

Gedenkveranstaltung für ermordete Frauen in Mexiko-Stadt: Mehr als ein Viertel aller Männer und Frauen weltweit denkt, es sei gerechtfertigt, dass Männer ihre Ehefrauen schlagen

Foto: Sashenka Gutierrez/EPA-EFE/REX

Neun von zehn Menschen auf der Welt sind gegenüber Frauen voreingenommen. Das ist das Ergebnis des vom Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen veröffentlichten Gender Social Norms Index . Zu den abgefragten Einstellungen gehörte dabei etwa, ob Universitätsbildung für Männer wichtiger sei, ob sie bessere politische Leitfiguren seien oder ob Männer in Zeiten hoher Arbeitslosigkeit bevorzugt einen Job verdienten.

Die Uno will mit der Studie messen, wie gesellschaftliche Vorstellungen die Gleichstellung von Frauen behindern. Demnach denkt mehr als ein Viertel aller Männer und Frauen, es sei gerechtfertigt, dass Männer ihre Ehefrauen schlagen.

Das Angreifen der Geschlechterklischees sei die nächste Aufgabe auf dem Weg zur Gleichberechtigung, sagte der Leiter des Entwicklungsprogramms, Achim Steiner.

Insgesamt wurden bei der Studie Daten von mehr als 80 Prozent der Weltbevölkerung erhoben. In einigen Bereichen verzeichneten die Autoren der Studie dabei auch Fortschritte für Frauen. So ist beispielsweise der Anteil der Mädchen an Grundschulen inzwischen auf dem gleichen Niveau wie bei Jungen. Auch die Müttersterblichkeit ist laut dem Index seit 1990 um 45 Prozent zurückgegangen.

Verbesserungsbedarf gibt es dagegen insbesondere bei der Besetzung von politischen Ämtern. Weltweit sind nur 24 Prozent aller Parlamentssitze in der Hand von Frauen, obwohl die Wahlbeteiligung unter Männern und Frauen inzwischen gleich hoch ist. Auch sind nur zehn von 193 möglichen Regierungschefs laut Uno weiblich.

Diese Unterrepräsentation setze sich auch in der Arbeitswelt fort. Von den 500 Unternehmen im US-Aktienindex S&P 500 hätten nur sechs Prozent Geschäftsführerinnen. Weltweit werden Frauen für ihre Arbeit auch deutlich schlechter bezahlt, obwohl sie meist mehr arbeiten als Männer. Für Deutschland war die Hans-Böckler-Stiftung in einer Studie zuletzt zu dem Ergebnis gekommen, dass die durchschnittliche berufliche, wirtschaftliche und soziale Situation von Frauen trotz vielen Fortschritten weiterhin oft schlechter ist als die von Männern.

Das Uno-Entwicklungsprogramm fordert, die Vorurteile durch Bildung und Aufmerksamkeit für die Ungleichbehandlung von Frauen zu reduzieren. Außerdem könnten etwa mit Steuererleichterungen Anreize einer egalitären Aufgabenverteilung bei der Kinderbetreuung gesetzt werden.

In Deutschland hatte Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) nach einer Frauenquote für börsennotierte Unternehmen zuletzt mindestens eine Frau pro Vorstand in deutschen Unternehmen gefordert und eine Gleichstellungsstrategie auf den Weg gebracht.

fek/Reuters
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