US-Absurdistan Wie Baby Bubba eine Beretta bekam
Chicago - Es war einmal ein stolzer Vater, so könnte demnächst im Land der unbegrenzten Möglichkeiten eine Gute-Nacht-Geschichte beginnen, der lebte in den Vereinigten Staaten von Amerika, einem nicht minder stolzen Land.
Dieser Mann, ein ehemaliger Journalist und Hausmann übrigens, hatte einen Sohn, "Bubba" genannt, der war gerade zehn Monate alt, als sein Vater und dessen Vater wiederum ihn etwas Entscheidendes lehrten. Nämlich, dass jeder Einwohner dieser stolzen Nation das Recht auf eine Waffe hat, um sich mit ihrer Hilfe gegen mögliche Angriffe wilder Tiere oder gefährlicher Krimineller zu verteidigen. Jeder!
So unglaublich die Geschichte auch klingt, sie ist leider kein Märchen. Howard David Ludwig ist kein Jahr alt, er kann nicht laufen, nicht sprechen und auch keine Tür öffnen, aber er besitzt eine Schusswaffenlizenz. Das Dokument, das sein Vater gegen eine Gebühr von fünf US-Dollar für ihn beantragt hatte, wurde ihm inzwischen zugestellt. In der Rubrik Größe steht dort "2 feet, 3 inches" (68,8 Zentimeter), das Gewicht wird mit exakt neun Kilogramm angegeben, und oben rechts grinst ein zahnloses Baby von einem Foto. Statt einer Unterschrift kritzelte Bubba Undefinierbares auf das Papier.
In einem Gastbeitrag für die "Chicago Sun-Times" erklärte Bubbas Vater Howard Ludwig, wie er auf die Idee kam, seinem Sohn einen Waffenschein zu verschaffen. Demnach sei sein Vater wiederum, ein begeisterter Sportschütze, zwei Wochen nach der Geburt des Enkelsohns in ein Waffengeschäft marschiert und habe dem Stammhalter eine Schrotflinte, eine Beretta 686, gekauft. Der Verkäufer habe sich noch erkundigt, wie alt der Junge sei, dem der Schießprügel zugeeignet werden sollte. "Zwei Wochen", habe Opa Ludwig geantwortet. "Meinen Sie nicht, Sie sollten noch etwas warten?" - "Nein, am besten machen wir es gleich." Die Flinte vom Kaliber 12 wechselte den Besitzer.
"Meine Frau war nicht begeistert. Obwohl sie in Texas groß geworden ist, meint sie, dass Bilderbücher und gefütterte Schlafanzüge bessere Geschenke für ein Baby seien", schreibt der aufgeregte Vater Ludwig in der "Sun-Times". Er jedoch habe nunmehr "angemessene Schritte" unternehmen müssen, um sicherzustellen, dass Bubba ein rechtmäßiger "Waffenbesitzer" werde. Auf der Internet-Seite der Staatspolizei von Illinois stellte er zwei Anträge auf eine sogenannte Firearms Owner's Identification-Karte, für sich und seinen Sohn.
Nach 30 Tagen habe er Antwort bekommen, so Ludwig. Der Antrag seines Sohnes hätte nicht bearbeitet werden können, weil nicht angegeben worden sei, ob Bubba US-Bürger sei. Vater Ludwig stellte einen neuerlichen Antrag. Wieder sei dieser abgelehnt worden. Diesmal weil er es versäumt habe, deutlich zu machen, dass er Bubbas Vater sei. Ludwig füllte ein drittes Formular aus. Und eine Woche später erhielt er laut Bericht die Waffenbesitzkarte für seinen Sohn.
Auf den Vorgang aufmerksam gemacht, erklärte ein Sprecher der Staatspolizei von Illinois, dass Waffenbesitzkarten von jedem Bürger angefordert werden könnten. Es gebe keine Altersbeschränkung. Die Karten dienten alleine dem Zweck, dass Waffen nicht in die Hände verurteilter Straftäter oder unmündiger Bürger gelangten. Illinois habe eines der strengsten Waffengesetze in den USA, hieß es.
Bubba wird sich indes noch etwas gedulden müssen, bis er die Waffe benutzen kann. Die Familie will sie ihm erst zu seinem 14. Geburtstag aushändigen. Dann dürfte der Teenager unter Aufsicht seines Vaters auf die Jagd gehen. Gewehre darf er in Illinois kaufen, wenn er 18 ist. Pistolen gibt es mit 21.
"Ich habe mich trotzdem gefreut, dass er eine Waffenbesitzkarte bekommen hat", schreibt Papa Ludwig über seinen Coup und fügt hinzu: "Sie macht sich ausgezeichnet im Baby-Album."
mit Material von AP