Uups! - et orbi Gloria, die Pfingstler und ein Spion aus Regensburg
Rom - Eine der Hauptsorgen der Una Sancta Ecclesia sind bekanntlich die evangelikalen Sekten in Afrika und anderswo.
Dort, wo früher ernst missioniert wurde, wuchern zum Leidwesen der Priester selbstgezimmerte Glaubenshäuser, krakeelen Prediger in Zweireihern von Gottes Zins und Zinseszins, sieht man Pfingstler, Adventisten, Wiedergeborene wie sie überall zwischen Togo und Mombasa herumluthern. Kaum ein Strand in Afrika, wo nicht nach Sonnenuntergang bettlakenschwingende Gestalten fromm den Mond anheulen. So auch südlich von Mombasa.
Als letzten Montag die (göttliche) Geigerin Hilary Hahn dem Papst in der Aula "Paul VI." zum Geburtstag das Köchelverzeichnis 216 vorgespielt hatte, traf sich ein Teil des deutschen schwarzen Adels noch zum Chill-out beim Chinesen. Das Lokal hieß "Citta del Cielo", zu deutsch "Himmelsstadt".
Darin saß also Fürstin Gloria von Thurn und Taxis mit Freunden aus Rom und Regensburg, darunter die vier Geschwister Schöner, deren eines dem Papst-Bruder Georg den Haushalt führt. Nun hatte sich untertänigst ein Jungreporter des Regensburger "Wochenblatts" an die Fürstin herangemacht, um ein Interview gekatzbuckelt und prompt vergessen, sich aus dem Freundeskreis auch wieder zu entfernen.
So schnappte er eifrig nach Satzbrocken, die vom Tische fielen, trank der Fürstin Bier und notierte dabei Witzworte, Parodien, Spinnereien, eben alles, was im Diskursraum "Chinese-um-die-Ecke" so anfällt. Unter anderem ging es um die Angestellten in Glorias kenianischem Landhaus, allesamt "Adventisten des Siebenten Tages". Die Fürstin trägt ihr großes Herz bekanntlich auf der Zunge, liebt den Papst leidenschaftlich und Afrika nicht viel minder. So erzählte sie, wie sie mit ihren Angestellten den Kreuzweg gebetet habe und wie sie ihnen das Sakrament der Beichte nahezubringen versucht habe: "Is like shower for the soul!" Dann zahlte die Fürstin die Zeche, es wurde betend Dank für Wan Tan und Frühlingsrollen gesagt, und alle gingen nach Hause zum Schlafen.
Fast alle. Doch Beelzebub, der Dämon der Versuchung und des Stolzes, schläft nie. Oder nur selten. Jedenfalls fand sich zwei Tage später ein Artikel "Die Fürstin erklärt die Welt" im "Wochenblatt", der zwar orbi in Gleichgültigkeit verschallte, urbi jedoch für Aufruhr sorgte.
Danach soll Gloria den Scheiterhaufen für alle Bischofskritiker gefordert, alle Jungmänner für schwul erklärt haben, den Regensburger OB (CSU) für ein Weichei, ihre Schwarzen in Mombasa dagegen für schwitzende, inbrünstige Triebwesen. Regensburg war schockiert, die Fürstin noch schockierter. Dabei war sie erst am Karfreitag vorgewarnt worden: Schau genau, mit wem du dich an einen Tisch setzt - besonders beim Abendmahl. Sonst endest du noch am Kreuz.
"Der mein Brot isset, der tritt mich mit Füßen" (Ps 41,10). Das gilt fürs Brot im Garten Gethsemane und für Wan-Tan-Suppen in der "Himmelsstadt" sowieso.
Anmerkung: Ursprünglich hatten wir in diesem Artikel behauptet, SWR-Intendant Peter Voß habe Papst Benedikt XVI. bei dem Geburtstagskonzert mit "Herr Papst" angesprochen. Dabei handelte es sich offensichtlich um ein der Akustik geschuldetes Missverständnis. In Wirklichkeit, so Voß, habe er den Pontifex protokollarisch korrekt mit "Hochverehrter Papst Benedikt XVI." und "Verehrter Papst Benedikt" angesprochen. Wir bitten, den Fehler zu entschuldigen.