Vatikan Papst geißelt Geistliche in den eigenen Reihen als "Krebsgeschwür"

Im Vatikan tobt ein Konflikt zwischen alten Dogmatikern und dem Papst. Franziskus will die katholische Glaubenslehre offener, menschlicher interpretieren. Das missfällt den Traditionalisten.
Papst Franziskus

Papst Franziskus

Foto: Max Rossi/ dpa

Papst Franziskus hat seinen Führungsanspruch unterstrichen - und Verräter in der römischen Kurie kritisiert. In seiner traditionellen Weihnachtsansprache an die Mitarbeiter der Leitungsebene warnte der Pontifex vor "Personen, die sorgfältig ausgewählt werden, um der Reform größere Kraft zu geben, aber die Größe ihrer Verantwortung nicht verstehen und sich von Ehrgeiz und Ruhmessucht korrumpieren lassen".

Das Oberhaupt der katholischen Kirche fügte hinzu: "Und wenn sie sanft aus ihrem Amt entfernt werden, erklären sie sich zu Märtyrern des Systems, des 'schlecht informierten Papstes' und einer 'alten Garde', anstatt 'mea culpa' zu sagen."

In diesem Jahr hatten immer wieder Ex-Mitarbeiter der Kurie von Intrigen im Vatikan berichtet. Es sei sehr wichtig, diese "unausgeglichene und degenerierte Logik der Komplotte und der kleinen Gruppen" zu überwinden, "die in Wirklichkeit ein Krebsgeschwür darstellen, das zur Selbstbezogenheit führt", sagte der Papst im Vatikan. Die Mitarbeiter der Kurie müssten den Willen des Papstes und ihrer Vorgesetzten folgen.

Fotostrecke

Der Papst und seine Kritiker: Machtkampf im Vatikan

Foto: Alessandra Tarantino/ AP

Franziskus hatte bereits in den Vorjahren die Ansprachen vor der Kurie, an der immer zahlreiche Kardinäle teilnehmen, zu harscher Kritik an den Verwaltungsorganen genutzt. Dieses Mal war auch wieder der deutsche Kardinal Gehard Ludwig Müller dabei, dessen Amtszeit als Präfekt der Glaubenskongregation der Papst im Juli überraschend nicht verlängert hatte.

Er verbreite "Häresien", also "Irrlehren", schrieben mehr als 60 Theologen, Ordensleute und strengkatholische Laien Ende September in einem offenen Brief. Dahinter steht ein Dauerkonflikt zwischen alten Dogmatikern und dem Papst, der die katholische Glaubenslehre offener, menschlicher interpretieren will.

"In Rom Reformen zu machen, ist wie die ägyptische Sphinx mit einer Zahnbürste zu putzen", sagte Franziskus nun über die mühsamen Reformen der römischen Kurie.

wit/dpa
Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren
Mehrfachnutzung erkannt
Bitte beachten Sie: Die zeitgleiche Nutzung von SPIEGEL+-Inhalten ist auf ein Gerät beschränkt. Wir behalten uns vor, die Mehrfachnutzung zukünftig technisch zu unterbinden.
Sie möchten SPIEGEL+ auf mehreren Geräten zeitgleich nutzen? Zu unseren Angeboten