Verkleidungskurs für Stasi-Agenten Auffällig unauffällig

Wie verkleidet man sich, um möglichst nicht aufzufallen? Der Fotograf Simon Menner hat Zugang zu den geheimen Archiven der Stasi bekommen - und zeigt, wie Agenten nach Meinung des Geheimdienstes auszusehen hatten. Eine Sonnenbrille war demnach Pflicht.

Hamburg - Die Bilder muten auf den ersten Blick an wie Satire. Sie zeigen dicke Männer mit Pelzmütze, Pelzmantel, hochgestelltem Kragen und - wichtig - Sonnenbrille. Oder mit weinroter Strickjacke, zugeknöpftem Hemd und - natürlich - Sonnenbrille. "Bilder aus den geheimen Archiven der Stasi" heißt die Ausstellung des Berliner Künstlers Simon Menner.

Sie zeigt Fotos eines Verkleidungskurses, mit denen Mitarbeiter der Stasi geschult wurden. Um möglichst unauffällig agieren zu können. Grotesk erscheinen die Maskeraden heute, kaum vorstellbar, dass ausgerechnet eine Sonnenbrille dabei helfen sollte, als möglichst unverdächtig zu gelten - ist sie doch die naivste Requisite eines jeden Spionagefilms.

Doch jenseits des Amüsanten zeigen die Bilder "was sich diese Agenten unter einem unauffälligen Aussehen vorgestellt haben", wie es in dem Ausstellungskatalog der Galerie heißt. Doch auch der Kurs, auch die Verkleidung diente der Repression, und so will es Menner auch verstanden wissen.

Auf den ersten Blick scheinen die Bilder banal bis naiv zu sein, doch der Kontext, in dem sie entstanden sind, war alles andere als das. Die Staatssicherheit übte sich mit Hilfe des Kurses in einer möglichst effizienten Unterdrückung der Menschen in der DDR.

Simon Menner verließ die Universität der Künste 2007 mit einem Preis für die beste Abschlussarbeit.

han

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