Vier Tage nach Erdbeben
Retter befreien zwei junge Türken aus Trümmern
Über 100 Stunden harrte ein junger Türke in einem eingestürzten Haus aus - dann kamen Rettungskräfte und befreiten ihn. Zuvor war bereits ein anderer Mann nach 91 Stunden gerettet worden. Inzwischen stieg die Zahl der Opfer im türkischen Erdbebengebiet auf 534, mehr als 2000 Menschen sind verletzt.
Rettungskräfte befreien einen jungen Mann aus den Trümmern: 534 Tote, 2300 Verletzte
Foto: OSMAN ORSAL/ REUTERS
Ercis/Istanbul - Ein 18-jähriger Mann ist hundert Stunden nach dem schweren Erdbeben in der
Türkei lebend aus den Trümmern eines Gebäudes gerettet worden. Das berichtet die Nachrichtenagentur Anadolu am Donnerstag. Bereits neun Stunden zuvor war ein 19-jähriger Mann gerettet worden. Helfer hatten ihn völlig entkräftet und ausgetrocknet in einem eingestürzten fünfstöckigen Haus gefunden. Er sei in eine Krankenstation gebracht worden.
Wie der Krisenstab der Regierung mitteilte, ist die Zahl der Geretteten auf 186 angestiegen. Doch auch immer mehr Opfer werden gefunden, mittlerweile ist die Zahl auf 534 gestiegen, insgesamt 2300 Menschen wurden verletzt. Durch das Beben wurden 3713 Gebäude so stark beschädigt, dass sie nicht mehr genutzt werden können, wie der Krisenstab berichtete.
Der türkische Staatspräsident
Abdullah Gül will eigenen Angaben zufolge am Freitag in das Katastrophengebiet in der Provinz Van reisen. Sie liegt im Südosten des Landes und grenzt an
Iran. Die Provinz wird mehrheitlich von
Kurden bewohnt. Die Türkei wird immer wieder von heftigen Erdbeben heimgesucht - am Donnerstag wurde die benachbarte Provinz Hakkari von einem Beben der Stärke 5,4 erschüttert.
Das
Beben vom Sonntag hatte eine Stärke von 7,2. Rettungsmannschaften suchen noch immer nach möglichen Überlebenden. Erschwert werden die Arbeiten vor allem durch das winterliche Wetter. Und auch die Tausend Obdachlosen leiden zunehmend unter Schnee, Regen und den eisigen Temperaturen.
Hilfe aus dem Ausland
"Es wird kälter, meine Kinder husten. Und ich weiß nicht, wie lange wir hier noch bleiben müssen", sagte die zweifache Mutter Sermin Yildirim aus der am schlimmsten von der Katastrophe getroffenen Stadt Ercis. Das Haus ihrer Familie sei zwar nicht eingestürzt, dennoch sei es zu gefährlich, schon zurückzukehren. Daher müsse sie nun gemeinsam mit anderen Verwandten in einem Zelt ausharren.
Hilfe kommt auch aus dem Ausland: Israel, dessen Beziehungen zur Türkei zuletzt angespannt waren, schickte Ausrüstung für Notunterkünfte sowie Decken und Kleidung. Weitere Unterstützung kam unter anderem aus Deutschland, Russland und der Ukraine. Mehrere türkische Fernsehsender organisierten zudem eine Spendensammlung, bei der umgerechnet etwa 25 Millionen Euro für das Katastrophengebiet zusammenkamen.