Wetterumschwung
Viele Glätteunfälle – vor allem im Norden
Obacht, es ist rutschig: Der Wetterdienst warnt für Teile des Landes vor gefrierendem Regen. Schon am Abend und in der Nacht hatte das Wetter für Durcheinander gesorgt – auch Rettungskräfte gerieten in Schwierigkeiten.
Ein Traktor mit Schneepflug Mecklenburg-Vorpommern: Frostige Temperaturen und Schneefälle behindern den Verkehr in Norddeutschland
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Jens Büttner / dpa
Die bittere Kälte ist erst einmal überstanden. Doch trotzdem müssen sich Autofahrer und Fußgänger vor allem in der Nordhälfte des Landes am Dienstagmorgen nochmals auf schwierige Straßenverhältnisse einstellen – mit Glatteis, Regen und Schnee. Grund für den Wetterwechsel ist der Ausläufer eines kräftigen Atlantiktiefs, der allmählich wärmere Meeresluft heranführt.
In Niedersachsen kam es seit dem Abend besonders im Landkreis Göttingen »in kürzester Zeit zu einer massiven Anzahl an Verkehrsunfällen«, wie ein Polizeisprecher am Morgen sagte. An insgesamt zehn Unfällen seien 16 Autos beteiligt gewesen. Zwei Personen wurden demnach leicht verletzt.
Mit dem einsetzenden Regen am Montagnachmittag wurde es glatt auf den Straßen, die Autobahn 7 bei Göttingen wurde am Abend zweimal in beide Fahrtrichtungen gesperrt. Die Streufahrzeuge der Autobahnmeisterei waren im Dauereinsatz. Im Landkreis Gifhorn falle wegen extremer Glätte der Präsenzunterricht am Dienstag aus, twitterte die Polizei am frühen Morgen. Auch der Regionalverkehr der Bahn war mit Ausfällen und Verspätungen betroffen.
Auf der B71 zwischen Hemslingen und Brockel kam ein 54-jähriger Autofahrer aus dem Heidekreis ums Leben. Nach bisherigen Erkenntnissen verlor eine 29-Jährige am Montagnachmittag bei einsetzendem Eisregen die Kontrolle über ihren Wagen und geriet auf die Gegenfahrbahn. Die Frau kam mit schweren Verletzungen in ein Krankenhaus.
Auf den Straßen Schleswig-Holsteins kam es bei Schnee und Glätte ebenfalls zu Dutzenden Unfällen. In Lübeck und den Kreisen Ostholstein, Herzogtum Lauenburg und Stormarn sei die Polizei am Abend und frühen Morgen zu mehr als 40 wetterbedingten Einsätzen gerufen worden, sagte eine Polizeisprecherin. Einige Autos seien in einen Graben gerutscht oder von der Straße abgekommen. Ein häufiges Problem sei die »falsche Bereifung« gewesen. Insgesamt seien dort sechs Menschen bei den wetterbedingten Unfällen verletzt worden.
Die A21 bei Bad Oldesloe wurde in der Nacht ebenfalls gesperrt. Dort hatte sich ein Lastwagen quergestellt und beide Fahrbahnen in Richtung Süden blockiert. Am frühen Morgen wurde die Sperrung wieder aufgehoben.
In Kiel stellte die Verkehrsgesellschaft den Betrieb zeitweise komplett ein. Am frühen Morgen wurde der Betrieb »Stück für Stück« wieder aufgenommen. Auch die Magdeburger Verkehrsbetriebe stellten am Montagabend ihren Betrieb vorübergehend ein. Eisregen habe die Straßen spiegelglatt gemacht, teilten die Verkehrsbetriebe mit. Zudem seien die Oberleitungen der Straßenbahnen binnen weniger Minuten mit einem Eispanzer überzogen worden.
Im brandenburgischen Kreis Oberhavel wurde ein Polizist bei einem Autounfall auf der A10 verletzt. Er hatte am Abend nach einem glättebedingten Lkw-Unfall Absperrungen entfernt und wurde dabei von dem Wagen erfasst.
Bei einer Unfallserie auf glatter Fahrbahn im hessischen Niedernhausen (Rheingau-Taunus-Kreis) entstand hoher Sachschaden. Am Montagabend war ein Rettungswagen auf dem Weg zum Krankenhaus in ein geparktes Auto geprallt, wie die Polizei mitteilte. Die Feuerwehr wollte den Rettungswagen bergen und rutschte mit ihrem Fahrzeug in ein weiteres geparktes Auto. Ein Fahrzeug des Streudienstes kollidierte wiederum mit dem Rettungswagen. Menschen wurden bei dem Unfall nicht verletzt. Der entstandene Schaden wird auf mehr als 200.000 Euro geschätzt.
Im Norden rollte nur noch wenig
In und um Hamburg brachte teils starker Schneefall den Bahn- und öffentlichen Nahverkehr gehörig durcheinander. In Hamburg wurde am Montagabend der Hauptbahnhof laut Bahn kurzzeitig gesperrt. »Fernverkehrszüge werden bis auf Weiteres zurückgehalten. Es kommt zu Halt- und Zugausfällen«, twitterte die Deutsche Bahn. Sie riet Reisenden, mehr Zeit einzuplanen und Alternativrouten zu prüfen. Kurz nach 21 Uhr sagte ein Bahnsprecher, der Verkehr normalisiere sich, einzelne Züge seien aber weiter verspätet.
Zuvor hatte bereits die S-Bahn Hamburg getwittert, dass es aufgrund des Schneefalls zu Weichenstörungen gekommen sei und es deshalb im gesamten S-Bahn-Netz zu Einschränkungen komme.
Warnungen vor Glätte gibt es auch noch für einige Regionen in der Südhälfte, etwa für den Süden Bayerns: Hier sei mit teilweise gefrierendem Regen oder Sprühregen zu rechnen, teilte der Deutsche Wetterdienst mit. Es könne zu Glatteis kommen. Im Tagesverlauf wird es laut Prognose aber deutlich milder als zuletzt mit 3 Grad an den östlichen Mittelgebirgen und 11 Grad im westlichen Alpenvorland.
Warnung vor Betreten von Eisflächen
Extrem gefährlich ist überall im Land das Betreten von Eisflächen: Einige Stunden, nachdem er beim Schlittschuhlaufen auf einem zugefrorenen Weiher in Baden-Württemberg eingebrochen war, starb ein 29 Jahre alter Mann im Krankenhaus, wie ein Polizeisprecher sagte.
Der junge Mann war am Montagnachmittag auf dem Weiher bei Ravensburg rund 50 Meter vom Ufer entfernt Schlittschuhlaufen, als das Eis unter ihm nachgab. Ein 60 Jahre alter Mann wollte ihm helfen und brach dabei selbst ein. Passanten zogen den verunglückten Helfer ans Ufer. Der 29-Jährige wurde erst von einem Taucher der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) aus dem Wasser geholt und dann in ein Krankenhaus gebracht.