Verkehrschaos in Deutschland Winter extrem

Schneesturm und Glatteis haben den Verkehr in weiten Teilen Deutschlands lahmgelegt. Jetzt rückt die große Kälte aus dem Osten an.
Eingeschneiter ICE in Hannover: Der Bahnverkehr bleibt weiter eingeschränkt

Eingeschneiter ICE in Hannover: Der Bahnverkehr bleibt weiter eingeschränkt

Foto: Ole Spata / dpa

Nach dem heftigen Wintereinbruch in vielen Regionen Deutschlands am Wochenende soll es auch am Montag mit Extremwetter weitergehen: Der Deutsche Wetterdienst warnte in der Nacht vor teils kräftigen Schneefällen mit meist zehn bis 25 Zentimeter Neuschnee in der ersten Tageshälfte in der Mitte Deutschlands. Betroffen sein sollten vor allem Nordosthessen, Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt. Auch in anderen Bundesländern müssen die Menschen weiter mit Einschränkungen durch den Wintereinbruch rechnen.

Autobahnpolizei auf der A30 in Niedersachsen

Autobahnpolizei auf der A30 in Niedersachsen

Foto: Jonas Walzberg / dpa

Für den Straßen- und Bahnverkehr wurden wieder Probleme erwartet. »Schnee und Eis werden den Nah- und Fernverkehr der DB in weiten Teilen des Landes auch am Montag beeinträchtigen«, teilte die Deutsche Bahn mit . Reisende wurden gebeten, »die zahlreichen Informationskanäle der DB zu nutzen, um sich vor Fahrtantritt über ihre Verbindung zu informieren«.

Scheuer rät Menschen, zu Hause zu bleiben

Ein heftiger Schneesturm hatte in Teilen Deutschlands am Sonntag ein Verkehrschaos verursacht. Es fielen mancherorts mehr als 30 Zentimeter Schnee, dazu kamen meterhohe Verwehungen. Polizei und Feuerwehr fuhren zahllose Einsätze. Bei der Bahn kam es im Regional- und Fernverkehr zu großen Einschränkungen. Eine Partie in der Fußball-Bundesliga musste abgesagt werden.

Der DWD hatte vor einem Winterwochenende der Extreme gewarnt, am Samstag war es noch vergleichsweise ruhig geblieben. Vorsorglich wurden bereits von Samstag bis Sonntag alle Fernverkehrszüge zwischen Hamburg und Kiel, Hamburg und Lübeck sowie zwischen Hamburg und Westerland gestrichen.

Am Sonntag aber setzte das vorhergesagte Wetterchaos ein. Die Folgen des Wintereinbruchs im Einzelnen:

  • Der heftige Schneesturm brachte die Räumdienste gleich auf mehreren Autobahnen an ihre Grenzen. Die Polizei musste spiegelglatte Straßen sperren, es gab Hunderte Unfälle, bei der Bahn fielen Züge wegen vereister Oberleitungen aus. Autos und Lkw blieben in tiefen Schneewehen stecken – etwa auf der A7, auf der Autobahn 6 bei Nürnberg und auf der Autobahn 4 bei Gera in Thüringen sind in der Nacht zu Montag reihenweise Lastwagen in Schneeverwehungen stecken geblieben. Abschleppdienste und Räumfahrzeuge mussten die Lkw befreien.

  • Im Hundertwasser-Bahnhof im niedersächsischen Uelzen ist ein Zug mit rund 25 Reisenden gestrandet. Rettungskräfte des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) rückten am späten Sonntagabend an, um die Fahrgäste mit Decken, heißen Getränken und einer Suppe zu versorgen. Erst am Montagmorgen konnten die Reisenden ihre Fahrt fortsetzen.

  • In Thüringen blieb eine dreiköpfige Familie mit ihrem Auto im Schnee stecken. Laut Polizei blieb das Fahrzeug am Sonntagabend bei Sömmerda stehen und kam nicht mehr weiter. Eigenen Angaben zufolge versuchte die Familie stundenlang, das Auto vom Schnee zu befreien und wählte gegen Mitternacht schließlich den Notruf. Die Eltern und ihre siebenjährige Tochter mussten von der Feuerwehr gerettet werden und wurden in eine Notunterkunft gebracht. Aufgrund des schweren Schneefalls konnte das Auto der Familie zunächst nicht geborgen werden.

  • In Braunschweig barg die Feuerwehr einen Straßenbahn-Waggon, der aufgrund des Schnees aus den Schienen gesprungen war. Der Waggon gehörte zu einem Sonderfahrzeug mit Schneepflug, mit dem die Verkehrsgesellschaft eigentlich unterwegs war, um Schienen von den Schneemassen zu befreien, wie ein Feuerwehrsprecher sagte. Rettungskräfte hoben den tonnenschweren Wagen mit einem Autokran zurück in die Spur. Laut Feuerwehr türmten sich im Braunschweiger Stadtgebiet Schneeverwehungen mit bis zu 70 Zentimeter Höhe.

  • In Duisburg musste die Feuerwehr anrücken, weil fünf Häuser direkt am Rhein durch die Schneeverwehungen von der Außenwelt abgeschnitten worden waren. Räumfahrzeuge waren in den teils 1,50 Meter hohen Schneeverwehungen stecken geblieben, wie die Polizei mitteilte.

  • Wegen des heftigen Wintereinbruchs stellten mehrere Städte in Hessen den Busverkehr komplett ein – etwa Kassel und Marburg an der Lahn. Grund sei der starke Schneefall sowie vereiste Straßen, teilten die Stadtwerke Marburg mit. Auch die Busse und Straßenbahnen in Kassel bleiben laut Stadtwerken in den Depots.

Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) riet den vom Schneechaos betroffenen Menschen in Deutschland, am Wochenbeginn besser zu Hause zu bleiben. Man könne nicht garantieren, im Laufe des Montags den Bahnverkehr wieder zum Laufen zu bekommen, sagte Scheuer nach einer Lagebesprechung am Sonntag bei »Bild live«.

Auf den Autobahnen in Westfalen gilt noch bis Montagmittag um 12.00 Uhr ein Fahrverbot für Lastwagen über 7,5 Tonnen. Grund dafür sind der anhaltende Schneefall sowie vereiste Fahrbahnen. Einige Autobahnen seien so stark vereist, dass es derzeit unmöglich sei, die Fahrbahnen komplett eis- und schneefrei zu bekommen. In Niedersachsen gilt die Regelung für die Landkreise Emsland, Osnabrück und Grafschaft Bentheim.

Trotz des Verbots für den Schwerlastverkehr waren auf den Autobahnen um Osnabrück vereinzelt Lastwagen unterwegs. »Ganz verhindern können wir es nicht«, sagte ein Sprecher der Polizeileitstelle Osnabrück am Morgen.

Einschränkungen auf den Autobahnen gibt es auch in Berlin: Auf den Stadtautobahnen solle aufgrund der Wetterlage nicht schneller als 60 Kilometer pro Stunde gefahren werden, erklärte die Verkehrsinformationszentrale. Auf den Straßen der Hauptstadt sei mit extremer Glätte zu rechnen.

Tief »Tristan« über Mitteleuropa und dem zentralen Mittelmeer bringt im Zusammenspiel mit Hoch »Gisela« über Skandinavien weitere eisige Luft. »Nach dem schnee- und windreichen Wochenende kommt nun aus Osten die große Kälte auf uns zu«, sagte Meteorologe Simon Trippler vom DWD am Sonntag. Mit Schnee muss weiterhin gerechnet werden, allerdings fällt dieser nicht mehr so intensiv wie am Wochenende. Am Dienstag lassen die Schneefälle dann größtenteils nach, außer an der Küste.

mkl/lmd/dpa
Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren
Mehrfachnutzung erkannt
Bitte beachten Sie: Die zeitgleiche Nutzung von SPIEGEL+-Inhalten ist auf ein Gerät beschränkt. Wir behalten uns vor, die Mehrfachnutzung zukünftig technisch zu unterbinden.
Sie möchten SPIEGEL+ auf mehreren Geräten zeitgleich nutzen? Zu unseren Angeboten