Vor Synodalversammlung Zentralkomitee deutscher Katholiken begrüßt Forderung nach Abschaffung des Pflichtzölibats

Den Zölibat weiterhin zwingend mit dem Priesteramt verbinden? »Da gibt es doch bei vielen Zweifel«, sagt die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken. Sie sehe aber »hohe Hürden« für die Umsetzung.
Irme Stetter-Karp (Archivbild): »Es gibt sicherlich weiter auch einen Wert eines zölibatären Lebens«

Irme Stetter-Karp (Archivbild): »Es gibt sicherlich weiter auch einen Wert eines zölibatären Lebens«

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Christian Ditsch / epd / IMAGO

Die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Irme Stetter-Karp, hat sich hinter die Forderung des Münchner Kardinals Reinhard Marx gestellt, den Pflichtzölibat abzuschaffen.

»Es gibt sicherlich weiter auch einen Wert eines zölibatären Lebens«, sagte Stetter-Karp im Deutschlandfunk . »Das mit dem Amt zwingend zu verbinden, da gibt es doch bei vielen Zweifel.« Ihr sei jedoch bewusst, dass sowohl die Frage nach dem Zölibat als auch die Forderung nach Frauen in Priesterämtern »hohe Hürden« für die Weltkirche bedeuteten. Das ZdK ist das Gremium deutscher katholischer Laien.

Der Kirchenrechtler Thomas Schüller kritisierte Marx' Aussagen. »Das ist überhaupt nicht ketzerisch oder revolutionär«, sagte Schüller der Deutschen Presse-Agentur. Vielmehr beschreibe Marx nur, was in der Geschichte der katholischen Kirche lange Zeit gängige Praxis gewesen sei. »Von daher riskiert Kardinal Marx mit seinen Äußerungen zum Zölibat nichts, sondern wiederholt gefahrenfrei für den Fortbestand seiner kirchlichen Karriere eine bereits von vielen Katholiken immer wieder geforderte Rückkehr zu einer in der Geschichte der katholischen Kirche lange Zeit bewährten Praxis.«

ZdK-Präsidentin Stetter-Karp stellt sich derweil hinter die Forderung des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, an Papst Benedikt XVI., der bürgerlich Joseph Ratzinger heißt, sich für seinen Umgang mit Missbrauchsfällen zu entschuldigen. Stetter-Karp sagte, »es wäre bitterschade, wenn er nicht zu seiner Verantwortung steht«. Viele Gläubige würden sich von der Kirche abwenden.

Gutachter der Kanzlei Westpfahl Spilker Wastl hatten Ratzinger Fehlverhalten im Umgang mit Missbrauchstätern in seiner Zeit als Münchner Erzbischof von 1977 bis 1982 vorgeworfen . Benedikt XVI. wies das zurück und rechtfertigte sich in einer langen Verteidigungsschrift. In einem wesentlichen Punkt musste er später aber eine falsche Aussage einräumen. Er hat angekündigt, sich demnächst noch einmal ausführlicher zu dem Gutachten zu äußern.

Reformen stehen offenbar bevor

Stetter-Karp zeigte sich zudem optimistisch, dass bei Synodalversammlung in Frankfurt am Main konkrete Reformbeschlüsse gefasst würden. Die reformorientierten Kräfte seien in der Synodalversammlung deutlich in der Mehrheit, sagte sie dem WDR .

So sei der Grundlagentext für die Segnung homosexueller Paare in erster Lesung mit 84 Prozent der Stimmen angenommen worden. »Das ist ein klares Indiz dafür, dass die große Mehrheit der Delegierten hinter diesem Paradigmenwechsel steht«, so Stetter-Karp, die auch Co-Präsidentin des Synodalen Wegs ist. »Ich hoffe also, dass wir die Zweidrittelmehrheit jetzt in der zweiten Lesung erreichen.« Das bedeute, dass gleichgeschlechtliche Paare dann voraussichtlich bald offiziell gesegnet werden könnten, ohne dass dafür besonderer Mut des Pfarrers erforderlich sei.

Die Synodalversammlung, das zentrale Gremium des Reformprozesses Synodaler Weg, tritt am Donnerstag in Frankfurt am Main zum dritten Mal zusammen. Sie dürfte von den Diskussionen um das Münchner Missbrauchsgutachten begleitet werden. »Wir sind uns der Verantwortung bewusst, und als Präsidium werden wir alles, was in unserer Macht steht, tun, damit die Beschlüsse zustande kommen«, sagte Stetter-Karp.

ptz/AFP/dpa
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